Volkschuldirektor Michael Müllner, Bürgermeister Robert Meißl, ÖBB-Projektmitarbeiter Christian Aschauer, Grabungsleiter Fritz Preinfalk mit Kindern der Volksschule und zwei Mitarbeitern der Ausgrabungen.
(St. Pölten, 5. Dezember 2025) - Nicht erst seit dem Bau der Eisenbahn ist die Region entlang der March Teil einer wichtigen Fernhandelsroute. Schon vor Tausenden Jahren nutzten die Menschen Flussregionen wie diese, um ihre Wege zurückzulegen. Am Freitag konnten sich rund 30 Kinder der Volksschule Angern bei den archäologischen Ausgrabungen, die im Zuge des Nordbahn-Ausbaus durchgeführt werden, selbst davon überzeugen.
Seit dem Spätsommer 2025 gräbt ein Archäologie-Team entlang der Bahn bei Stillfried. Im Auftrag der ÖBB-Infrastruktur AG erforschen die Expertinnen und Experten, ob und welche Spuren vergangener Kulturen im Boden schlummern. Erst dann können die Arbeiten am Ausbau der Nordbahn durchstarten. Das ist eine behördliche Auflage im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung und passiert in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt.
Die Kinder der 4a- und 4b-Klasse besuchten die Ausgrabungen zu einem Zeitpunkt, wo schon erste Erkenntnisse und Einschätzungen vorliegen. Obwohl der Abschlussbericht erst in ein paar Monaten vorliegen wird, gibt es schon jetzt interessante Details: Entlang der March – und dort wo die Baumaßnahmen der ÖBB stattfinden werden – gibt es Spuren von Siedlungen aus drei Zeiten. Hier siedelten Menschen in der Jungsteinzeit (etwa 5.500 bis 5.000 v.Chr.), der späten Bronzezeit (etwa 1.000 v. Chr.) und der Hallstattzeit (etwa 600 v.Chr.). Während die Grabungen an einem Gräberfeld aus der Bronzezeit (etwa 1.500 v. Chr.) bereits abgeschlossen sind, wurde die dazugehörige Siedlung noch nicht gefunden.
Möglich sind diese umfangreichen Grabungen, weil die ÖBB die Grundstücke für den Neubau einer Straßen- und Wildbrücke inklusive der dazugehörigen Wegeverbindungen über die Nordbahn unter anderem von der Gemeinde Angern a.d. March erworben haben. Mit detaillierten Planungen und ausreichend Vorlauf steht jetzt genug Zeit für die Archäologie zur Verfügung.
Parallel dazu können ab Jänner 2026 bereits erste Arbeiten am Ausbau der Nordbahn nördlich von Gänserndorf starten. In Tallesbrunn wird eine neue Straßenüberführung der L3027 errichtet, damit in weiterer Folge zwei Eisenbahnkreuzungen aufgelassen werden können. In Stillfried starten in unmittelbarer Nähe zur Ausgrabungsfläche die Arbeiten an einer neuen Brücke über die Bahn, damit die landwirtschaftlichen Flächen und das Erholungsgebiet entlang der March auch in Zukunft gut erreichbar bleiben. Die Querung dient auch als Ersatz für die Eisenbahnkreuzung in Stillfried, die ebenfalls aufgelassen wird. Auch in Dürnkrut starten mit dem Bau der neuen Sulzbachbrücke die ersten Baumaßnahmen für einen künftigen Weg.
Der Ausbau der Nordbahn läuft seit 2022. Im Zuge der Arbeiten werden sämtliche Eisenbahnkreuzungen aufgelassen und durch Unter- oder Überführungen bzw. Begleitwege ersetzt. Außerdem werden 17 Bahnhöfe und Haltestellen modernisiert und barrierefrei umgebaut. Darüber hinaus schafft der Ausbau die Voraussetzungen für einen dichteren S-Bahn-Takt zwischen Wien und Gänserndorf sowie für kürzere Fahrzeiten im Fernverkehr.