(Bregenz, 18. Oktober 2022) – Knapp 50.000 Menschen nutzen derzeit täglich das Angebot an Nahverkehrszügen in Vorarlberg. Auch der internationale Zugsverkehr (Zürich–Bregenz–München) erfreut sich großer Beliebtheit und erlangt – nicht zuletzt als Standortfaktor – immer größere Bedeutung. Um den Anteil an Öffi-Nutzer:innen auch künftig weiter zu steigern und damit einen wichtigen Beitrag für den Klima- und Umweltschutz in Vorarlberg zu leisten, bedarf es attraktiver Angebote. Zugleich sollen auch die langfristigen Voraussetzungen für die Verlagerung von immer größerem Volumen an Güterverkehr auf die Schiene geschaffen werden. Die ÖBB (im Auftrag des BMK) und das Land Vorarlberg haben sich daher zum Ziel gesetzt, das Schienennetz des Landes bis zum Jahr 2040 zukunftsfit zu machen. Die Maßnahmen dazu sind Teil des Zielnetzprozesses 2040, einer langfristigen Strategie zum Ausbau des Bahnnetzes in ganz Österreich. Dieses Gesamtkonzept zur Bewältigung der künftigen verkehrspolitischen Herausforderungen wird in weiterer Folge durch Rahmenpläne mit genauen Zeitplänen und einer klaren Finanzierung umgesetzt. Großes Ziel dabei ist, eine noch leistungsfähigere Infrastruktur als Grundlage für mehr Züge, mehr Fahrgäste, mehr Güter und bessere Taktverkehre zu schaffen, um die Bahn dadurch noch attraktiver zu machen.
Bahnausbau im Rheintal: Von der Strategie bis zur Umsetzung
Die ÖBB als Österreichs größter Mobilitätsanbieter haben den Auftrag, die Voraussetzungen für eine leistungsfähige Bahninfrastruktur im Rheintal für die Zukunft sicherzustellen. Damit aus geplanten Anforderungen konkrete Projekte werden können, ist zuerst die Untersuchung und Kosten-Nutzen-Abwägung im Zielnetz-Prozess erforderlich. Dabei stehen alle potenziellen Projekte in ganz Österreich im Wettbewerb zueinander. Nach erfolgter Bewertung und Priorisierung kann eine Aufnahme im finalen Zielnetz 2040 ermöglicht werden, was letztendlich auch die Voraussetzung für weitere Planungsschritte darstellt und letztendlich die Finanzierung über den Rahmenplan durch das BMK sicherstellt. Was den Ausbau der Bahn im Rheintal betrifft, steht man noch ganz am Anfang. „Wir befinden uns derzeit noch in jener Phase, in der sich erst entscheidet, ob unsere Vision eines Ausbaus der Schieneninfrastruktur im Rheintal überhaupt in das Zielnetz 2040 des Bundes aufgenommen wird. Daher müssen wir alle an einem gemeinsamen Strang ziehen – eine konstruktive und gute Zusammenarbeit zwischen den ÖBB, dem Land Vorarlberg und den Gemeinden ist für den weiteren Verlauf des Vorhabens unumgänglich“, so ÖBB-Geschäftsbereichsleiter Franz Hammerschmid.
Eine moderne, leistungsfähige Infrastruktur ist die Voraussetzung für mehr und attraktiveren Bahnverkehr. Wie dies im Unteren Rheintal künftig aussehen könnte, wurde vom Büro Werner Consult im Auftrag der ÖBB-Infrastruktur AG und des Landes Vorarlberg analysiert. Untersucht wurde die bauliche Machbarkeit verschiedener Varianten für den zweigleisigen Ausbau Lochau – Bregenz Hafen, den dreigleisigen Ausbau Bregenz – Lauterach Nord bzw. Wolfurt und den zweigleisigen Ausbau Lustenau – Hard-Fußach, deren Zwischenergebnisse den Verkehrssprechern und Bürgermeistern bereits im Sommer präsentiert wurden.
Präsentation neue Variante am 24. Oktober 2022
Im Rahmen dieser Präsentation im Sommer wurde beschlossen, die bislang drei Varianten der Gleisführung – die Variante Unterflurtrasse in offener Bauweise, die Variante mit oberirdischer Trassenführung ohne Untertunnelungen und eine Mischvariante mit ober- und unterirdischen Anteilen – um die weitere Variante Unterflurtrasse in geschlossener (bergmännischer) Bauweise zu ergänzen. Außerdem wurde ein gemeinsamer Termin zwecks Austausch unter Expert:innen zwischen Werner Consult und den Verfasser:innen der von der Stadt Bregenz beauftragten Zierl-Rhomberg-BDO-Studie vereinbart, der am 31. August stattfand.
Darüber hinaus wurden weitere Anregungen für Varianten – etwa für einen Eisenbahn-Gütertunnel durch den Pfänder – eingeholt.
Die Machbarkeit der bergmännischen Variante zwischen Bregenz und Lochau bzw. Lindau wurde von den Expert:innen von Werner Consult untersucht und wird am 24. Oktober 2022 im Landhaus in Bregenz den Bürgermeistern und Verkehrssprechern der Landtagsparteien präsentiert.
Im Zwischenergebnis im Sommer 2022 zeigte die Variante in Niveaulage die geringsten Auswirkungen auf Anrainer:innen, Natur und Grundwasser während der Bauphase. Auch die Anpassungen bestehender Infrastruktur für Bau und Betrieb sowie der Flächenverbrauch sind bei den Ausbaumaßnahmen dieser Variante mit Abstand am geringsten. Zudem können nur mit der Variante in Niveaulage, mehrjährige Streckensperren, auch in Hinblick auf internationale und regionale Bahnverbindungen, vermieden werden.
Am 24. Oktober geht es um die Entscheidung darüber, welche der nun vorliegenden Varianten für den Ausbau der Schieneninfrastruktur im Rheintal in den Zielnetz-Prozess eingespeist wird. Diese Entscheidung wollen die ÖBB gemeinsam mit dem BMK, dem Land Vorarlberg und den betroffenen Gemeinden treffen.