04.05.2022    1 Bild

ÖBB: Zweiter Messbericht zeigt weitere Abnahme von Schall-Immissionen an der Wörthersee-Bahnstrecke

Sowohl Beurteilungspegel (Dauerschallpegel) neben der Strecke als auch Vorbeifahrtspegel direkt an den Gleisen gesunken

Zug mit Bahnschall-Messanlage in Lind ob Velden

(Velden, 4. Mai 2022) – Der zweite Messbericht zur im Herbst 2020 von den ÖBB und dem Land Kärnten in Betrieb genommenen Messstelle an der Bahnstrecke in Velden liegt jetzt vor. Ziel der Messstelle ist, die Wirksamkeit der laufenden Maßnahmen zur Reduktion von Schall-Immissionen der Bahn am Wörthersee zu überprüfen. Im Vergleich zu 2020 ist der Beurteilungspegel Nacht um 2 dB und der Vorbeifahrtspegel um 1 dB gesunken.

Das Projekt wird von externen Experten, dem Ziviltechnikerbüro Dr. Christian Kirisits, sowie vom Forschungsbereich der ÖBB-Infrastruktur AG wissenschaftlich begleitet und betreut. Einmal im Jahr wird ein wissenschaftlicher Bericht über die Ergebnisse veröffentlicht. Der zweite Messbericht ist jetzt im Internet unter infrastruktur.oebb.at/woerthersee abrufbar.

Die Messungen ermitteln Vorbeifahrtspegel, Dauer und Fahrzeugdaten jeder Zugvorbeifahrt. „Damit sind Aussagen zur Schall-Emission von Güterzügen möglich. Um eine Beurteilungsgröße für die Belästigung durch Schienenverkehr zu erhalten, werden alle Vorbeifahrten berücksichtigt und die Schall-Immissionen als Beurteilungspegel dargestellt“, erklärt Dr. Christian Kirisits (siehe auch Begriffs-Erklärungen weiter unten).

Der direkt an den Gleisen gemessene Vorbeifahrtspegel (eines einzelnen Güterzuges) ist im Schnitt 2021 um 1 dB geringer als 2020 (von 88 auf 87 dB gesunken). Dieser Rückgang ist auf die weiter fortschreitende Umstellung auf leise Güterwagons zurückzuführen. 2021 waren rund 83 % der Güterwagons am Wörthersee „leise“ Wagen. Durch die Komplettumstellung von 100 % lauten auf 100 % leise Güterwagen sinkt der Vorbeifahrtspegel pro Zug um rund 10 dB, das entspricht der Halbierung des wahrgenommenen Lärms direkt an der Strecke.

Diese Abnahme ist nicht linear, weil auch nur ein einzelner lauter Wagen die anderen leisen maßgeblich übertönt. Somit ist bei dem bisherigen Umstellungsgrad davon auszugehen, dass bislang rund die Hälfte (also rund 5 dB) der Reduktion schon erreicht wurde.

Beurteilungspegel sinkt um 2 dB (-13 % der wahrgenommenen Geräusche) in der Nacht
Da sich die Schallintensität mit der Entfernung zur Schallquelle verringert, wurde für die Berechnung der Beurteilungspegel exemplarisch ein nahe der Strecke liegender Immissionsort, z.B. ein Haus, als Standard-Referenz gewählt. Weiter entfernte Gebäude weisen grundsätzlich geringere Schall-Immissionswerte auf, wobei es zusätzlich viele Faktoren gibt, welche die Schall-Emissionen beeinflussen (Fahrzeugtypen, Betriebsprogramm), andere Faktoren haben Einfluss auf die Schallausbreitung (Wind und Temperaturschichten, Abschirmung, Bodenbeschaffenheit etc.) und damit auf die Immissionen. Um solche Phänomene besser zu verstehen, arbeiten die ÖBB intensiv mit externen Partnern zusammen, wie z.B. der TU Wien oder der Akademie der Wissenschaften. Wie sich Schall ausbreitet, ist jedenfalls ein extrem komplexes Phänomen.

Der auf Basis der Messungen ermittelte Beurteilungspegel (für ein Haus in 30 Meter Entfernung zur Bahnstrecke inklusive 2 m hoher Schallschutzwand, in 1,5 m Höhe über Gelände), liegt 2021 bei 45 dB am Tag (2020: 46 dB) und bei 46 dB in der Nacht (2020: 48 dB). In 5 m Höhe (also in einem Obergeschoß) liegt bei denselben Parametern der Beurteilungspegel bei 51 dB am Tag (2020: 52 dB) und 52 dB in der Nacht (2020: 54 dB). Diese Abnahme ist einerseits auf die steigende Anzahl von leisen Güterwagons zurückzuführen. Andererseits waren 2021 auch weniger Güterzüge als im Vergleichszeitraum 2020 auf der Strecke unterwegs.

Franz Hammerschmid, Geschäftsbereichsleiter ÖBB-Infrastruktur AG: „Die Ergebnisse der Messstelle in Velden zeigen erfreulicherweise eine Fortsetzung des Trends der letzten Jahre: die Abnahme der Schall-Immissionen an der Wörtherseestrecke. Somit haben die Maßnahmen, sowohl auf Seite der Bahnstrecken als auch dem Wagenmaterial, gegriffen und werden weiter fortgesetzt, im Sinne der Anrainer:innen. Die Aufnahme der Wörthersee-Strecke in die EU Quieter Routes wird bis Dezember 2024 eine weitere deutliche Verringerung der Schall-Emissionen bringen, weil dann nur mehr leise Güterzüge auf der Strecke fahren dürfen.“

Durch den vom Land Kärnten im Jänner 2021 beschlossenen Lärmschutzfonds können weitere Schutzmaßnahmen an der Bahn umgesetzt werden, bzw. mittels schalltechnischer Untersuchungen neue Verbesserungen für die Bevölkerung erarbeitet und dann umgesetzt werden.

Das Foto kann unter Angabe des Copyrights ©ÖBB/Dinhobl kostenfrei verwendet werden.

Begriffs-Erklärungen:

  • Als Schall-Emissionen wird die Aussendung von Schall durch eine Schallquelle bezeichnet (also z.B. Zug am Gleis oder LKW auf der Straße).
  • Als Schall-Immissionen bezeichnet man die einwirkenden Geräusche, die an einer bestimmten Stelle ankommen, also z.B. beim Ohr des Menschen. Schall-Immissionen werden in der Regel (z.B. bei Lärmkarten) berechnet, aufgrund wissenschaftlich fundierter Grundlagen zu dem Thema, die von Experten über Jahrzehnte entwickelt worden sind.
  • Der Vorbeifahrtspegel ist der energiemäßig gemittelte Schalldruckpegel während einer Zugvorbeifahrt im Nahbereich der Strecke (in Velden 7,5m von der Gleisachse).
  • Der Beurteilungspegel gilt als Maß für die Belästigung und bezieht sich auf Anzahl, Dauer und Höhe aller Vorbeifahrtsgeräusche über einen definierten Zeitraum (z.B. Jahresdurchschnitt, unterteilt in Tag- und Nachtpegel wobei Nacht von 22:00 – 6:00 Uhr ist).
  • Beurteilungspegel bzw. Lärmindizes sind international anerkannte Vergleichsgrößen. Für die Lärmkartierung ist es üblicherweise ein Jahresdurchschnitt, womit langfristige Auswirkungen am besten beschrieben werden können. Im Gegensatz zu kurzfristen Schallspitzen, die jederzeit und überall auftreten können (heulender Motor, schreiendes Kind, Notbremsung etc.).

 

 

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Bahnschall Messanlage Wörthersee
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