© ÖBB, Christopher Seif
Johann Pluy, Mitglied des Vorstandes, ÖBB-Infrastruktur AG, und Willy Konrath, Leiter der Landesverkehrsabteilung Niederösterreich
Obwohl die Sicherheit im Bahnnetz der ÖBB steigt und die Unfallzahlen im langjährigen Schnitt sinken, gab es vergangenes Jahr in Niederösterreich 25 Zusammenpralle bzw. Unfälle an Eisenbahnkreuzungen, einige davon leider auch mit tödlichem Ausgang. Deshalb haben die ÖBB heute gemeinsam mit der Landespolizeidirektion Niederösterreich eine Sensibilisierungsaktion für mehr Sicherheit beim Queren von Eisenbahnkreuzungen gestartet.
DANKE für vorbildliches Verhalten
Statt einem erhobenen Zeigefinger hat es heute an mehreren Eisenbahnkreuzungen in Niederösterreich ein großes DANKE in Form von Dankesmandaten an jene Straßenverkehrsteilnehmer:innen gegeben, die sich beim Queren einer Eisenbahnkreuzung richtig verhalten und die Verkehrsregeln befolgt haben und kein Risiko eingegangen sind. Zusätzlich wurden Folder verteilt, in denen das richtige Verhalten an Eisenbahnübergängen beschrieben wird.
Rotlicht = Stopp
Richtig verhält sich, wer die Eisenbahnkreuzung mit Achtsamkeit quert und unverzüglich stehen bleibt, wenn sich ein Zug nähert. Rotes Licht an technisch gesicherten Eisenbahnkreuzungen heißt STOPP, auch wenn gerade kein Zug kommt oder die Schrankenbäume noch oder bereits wieder oben sind.
Johann Pluy, Mitglied des Vorstandes, ÖBB-Infrastruktur AG: „Wir wollen gemeinsam mit der Landespolizeidirektion Niederösterreich ein Zeichen für mehr Sicherheit beim Queren von Eisenbahnkreuzungen setzen und uns bei jenen bedanken, die sich richtig verhalten. Die häufigsten Unfallursachen sind Unachtsamkeit und Ablenkung der Straßenverkehrsteilnehmer:innen. Auch Gewohnheit macht blind: Gerade ortsansässige Personen, die täglich dieselben Eisenbahnkreuzungen queren, sind besonders anfällig. Änderungen im Fahrplan, Fahrten von Güterzügen oder Überstellungsfahrten stehen nicht im gewohnten Fahrplan und können fatale Folgen haben, wenn man Bahnübergänge nicht ordnungsgemäß mit der größtmöglichen Aufmerksamkeit passiert. Denn Züge können weder ausweichen noch zeitgerecht vor einem plötzlich auftretenden Hindernis stehen bleiben.“
Willy Konrath, Leiter der Landesverkehrsabteilung Niederösterreich: „Eisenbahnkreuzungen sind besondere Kreuzungen, da Schienenfahrzeuge weder lenken können, noch auf Sicht fahren und der Bremsweg erheblich länger ist als sonst im Straßenverkehr gewohnt. Aus diesem Grund gehören Eisenbahnkreuzungen von allen Verkehrsteilnehmern auch besonders behandelt. Mit den 3 A kann jeder für die Sicherheit auf Eisenbahnkreuzungen einen großen Beitrag leisten. AAA = Angepasste Annäherungsgeschwindigkeit, höchste Aufmerksamkeit, Anpassen des Verhaltens an die unterschiedlichen Sicherungseinrichtungen der Eisenbahnkreuzungen.“
Maßnahmenbündel für mehr Sicherheit
Um mehr Sicherheit für die Straßenverkehrsteilnehmer:innen zu gewährleisten, werden seitens den ÖBB verschiedene Maßnahmen umgesetzt:
- Auflassung von Eisenbahnkreuzungen
- technische Sicherung von Eisenbahnkreuzungen durch Lichtzeichenanlage mit oder ohne Schranken
- Sensibilisierung vor den möglichen Gefahren durch Awareness-Maßnahmen, wie der heutigen gemeinsam mit der LPD NÖ, aber auch Sicherheitsvorträge an Schulen etc.
- Rotlichtüberwachungsanlagen
Reduktion von Eisenbahnkreuzungen
Im Netz der ÖBB Netz gibt es allein in NÖ 1.217 Eisenbahnkreuzungen, davon sind 617 technisch gesichert – mit Lichtzeichen und/oder Schranken, Tendenz steigend.
Ende 2011 gab es noch 1.616 Bahnübergänge in NÖ – d.h. die Zahl der Eisenbahnkreuzungen in NÖ konnte durch Auflassungen um rund 25 Prozent seit 2011 reduziert werden! Jede aufgelassene Eisenbahnkreuzungen bringt mehr Sicherheit.
Sensibilisierung für die möglichen Gefahren an Eisenbahnkreuzungen
In nahezu 99 Prozent der Unfälle ist mangelnde Aufmerksamkeit der Straßenverkehrsteilnehmer:innen die Ursache. Der Bremsweg eines Zuges beträgt das Zehnfache im Vergleich zu dem eines Autos, bei sehr schweren Zügen sogar noch mehr. Daher ist das rechtzeitige Stehenbleiben eines Zuges vor einem Hindernis meist nicht mehr möglich. Sensibilisierung spielt daher eine wichtige Rolle für die ÖBB:
- Auf der Seite infrastruktur.oebb.at/eisenbahnkreuzungeninformieren die ÖBB umfassend über das Thema Eisenbahnkreuzungen, inklusive zahlreicher Videos (Crash; Bremstest usw.) und einem Selbsttest „Wie verhalte ich mich richtig an Eisenbahnkreuzungen“?
- Die ÖBB-Sicherheitskampagne „Pass auf dich auf“ (www.passaufdichauf.at) thematisiert das Verhalten an Eisenbahnkreuzungen wie es nicht sein sollte: „Riskiert, riskiert …eliminiert“
Rotlichtüberwachung bereits an 36 Standorten
Auch die Rotlichtüberwachung an Eisenbahnkreuzungen spielt eine immer größere Rolle. Derzeit sind solche Anlagen in Niederösterreich an 36, österreichweit an 100 Standorten in Betrieb. Aufgezeichnet wird, ob Straßenverkehrsteilnehmer:innen die Haltelinie überfahren, wenn die Lichtzeichen beim Bahnübergang Rot zeigen. Die Überwachungsergebnisse verbleiben ausschließlich bei der Polizei.
Maßnahmen zeigen Wirkung
Der langjährige Rückgang an Zusammenprallen – von 2010 bis 2022 um rund 60 Prozent in Niederösterreich – bestätigt, dass die gesetzten Maßnahmen zur Senkung der Unfallzahlen wirken.
Was tun, wenn man vom Schranken eingesperrt wird?
Halten Autofahrer:innen die Straßenverkehrsregeln ein, kann es an mit Schranken gesicherten Kreuzungen zu keinen gefährlichen Situationen kommen. Sollten Autolenker:innen aber dennoch von Schranken eingesperrt werden, ist die einzige richtige Reaktion: Gas geben. Die Schrankenbäume sind so konstruiert, dass sie beim Durchfahren nachgeben. Wichtig: Nach dem Durchfahren des Schrankens muss der Schaden der Polizei und der Kfz-Versicherung gemeldet werden.
Mehr Informationen und Video dazu unter:
infrastruktur.oebb.at/eisenbahnkreuzungen