Tunnelübung im Koralmtunnel
(Groß St. Florian, 04.10.2025) Es ist eine der letzten wichtigen Phasen vor der Koralmbahn-Inbetriebnahme Ende des Jahres. Neben den bereits absolvierten Testfahrten und den laufenden Schulungen wurden in den vergangenen Wochen mehrere Übungen mit Einsatzkräften entlang der Koralmbahn absolviert. Den Abschluss bildete am 4. Oktober eine Großübung im Koralmtunnel. Das Ziel: die Hilfs- und Einsatzkräfte mit den neuen Tunnelanlagen und Einrichtungen so vertraut wie möglich zu machen. Die Übungen dienen außerdem dazu, Abläufe zu testen und das Zusammenspiel der verschiedenen Einsatzorganisationen zu gewährleisten.
Über 150 Personen im Einsatz
Insgesamt waren über 150 Personen von Feuerwehr, Polizei, Rettung, Behörden und ÖBB im Einsatz. Weitere 50 Protagonist:innen stellten Fahrgäste dar, die es galt, aus dem Koralmtunnel zu evakuieren. Die Annahme: Wegen eines technischen Defekts kam ein Zug etwa sieben Kilometer im Koralmtunnel zum Stehen. Zusätzlich erschwerten Rauchentwicklungen und verletzte Personen den Einsatz. Mit Unterstützung der Feuerwehr konnten alle Reisenden jedoch rasch und planmäßig evakuiert und den Rettungskräften übergeben werden. Dabei kam auch der nagelneue „ÖBB Servicejet“ zum Einsatz – ein Rettungszug der neuesten Generation. Er ist auf beiden Seiten des Koralmtunnels stationiert, kann einen doppelten Railjet abschleppen, rund 300 Personen evakuieren, verfügt über Löschwassertanks und hat eine Schutzbelüftung.
Umfassendes Sicherheitskonzept
Der Rettungszug und die Übungen wiederum sind Teile eines umfassenden Sicherheitskonzeptes. Rund 15 Prozent der gesamten Investitionskosten entlang der Koralmbahn flossen in die Sicherheit. Dazu zählen Notausgänge, Löschwasserleitungen, Belüftungen, Branddetektoren, Zufahrtsmöglichkeiten für Einsatzkräfte und Kommunikationssysteme. Speziell der Koralmtunnel gehört mit seinen zwei Röhren zu dem modernsten und sichersten Eisenbahntunnel der Welt. Beide Röhren sind alle 500 Meter über so genannte Querschläge miteinander verbunden. Zusätzlich wurde in der Tunnelmitte eine rund einen Kilometer lange dritte Röhre als unterirdischer Evakuierungs- und Rettungsbereich errichtet.
Europaweites Zugsicherheitssystem
Ein weiteres Kernstück der betrieblichen Sicherheit ist das Zugbeeinflussungssystem ETCS (European Train Control System). Es ist ermöglicht grenzüberschreitenden Schienenverkehr durch einheitliche Standards, indem es nationale Zugsicherungssysteme ersetzt und Funktionen wie Geschwindigkeits- und Abstandskontrolle per Funk und ortsfester Technik kombiniert, um Sicherheit und Effizienz zu steigern. Zusätzlich sorgen Prüfeinrichtungen – sogenannte Zuglaufcheckpoints – vor Einfahrt in den Tunnel dafür, dass alle Züge auf technische Defekte wie zum Beispiel überhitzte Bremsen überprüft werden. Weiters ist der Koralmtunnel so ausgestattet, dass er immerzu mit Strom versorgt wird. Fällt in einem Bundesland die Stromversorgung aus, kann er von anderer Seite weiter versorgt werden. Maßnahmen der Blackout-Vorsorge ermöglichen einen Bahnbetrieb für ca. 6 h und ein schnelles Wiederhochfahren nach Beendigung des Blackouts. Im Tunnelinneren sind darüber hinaus alle maßgeblichen Anlagenteile redundant verbaut.
In 41 Minuten von Graz nach Klagenfurt
Die Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt ist Teil der neuen Südstrecke und eines der bedeutendsten Infrastrukturprojekte Europas. Ihr Herzstück ist der 33 Kilometer lange Koralmtunnel. Nach der Inbetriebnahme am 14. Dezember 2025 verkürzt sich die schnellste mögliche Verbindung zwischen den Landeshauptstädten auf rund 41 Minuten.