Bei einer gemeinsame Pressekonferenz bei Plasser & Theurer wurden die Herausforderungen und Chancen durch deutsche Bahnmodernisierung erörtert.
v.l.n.r.: Landesrat Günther Steinkellner, Vize-Generalsekretär Peter Koren, ÖBB-CEO Andreas Matthä, P&T-CEO Johannes Max-Theurer
(Linz, 21. März 2025) - Oberösterreich ist das führende Export- und Industriebundesland – jeder zweite Job hängt direkt oder indirekt vom Export ab. Deutschland ist dabei der wichtigste Handelspartner, viele Waren erreichen unsere Nachbarn klimafreundlich auf der Schiene. Gemeinsam mit der Industrie und dem Land Oberösterreich halten die ÖBB die Wirtschaft am Laufen: Rund 54 Milliarden Euro werden durch den Warenexport erwirtschaftet, und etwa 20 % des gesamten österreichischen Schienengüterverkehrs werden über den Grenzübergang Passau abgewickelt. Täglich passieren hier bis zu 140 Güterzüge die Grenze, die somit einen entscheidenden Beitrag zur Verkehrsverlagerung leisten – so werden jährlich 1,4 Millionen LKW-Fahrten vermieden.
Deutsche Infrastruktur wird erneuert
Während Österreich jährlich rund 4 Milliarden Euro investiert, waren es in Deutschland – trotz der zehnfachen Landesgröße – nur 10 Milliarden Euro. Nun zieht unser Nachbarland nach: Ab 2026 sind rund 17 Milliarden Euro pro Jahr für die Modernisierung des Netzes eingeplant. Diese Investitionen sind notwendig und langfristig positiv – doch sie werden vorerst als Baustelle spürbar sein. Diese mehrmonatigen Sperren stellen Österreich vor große Herausforderungen – insbesondere im Güterverkehr. Durch Umleitungen, längere Fahrzeiten und Fahrplanänderungen sind jedoch auch der Fern- und Nahverkehr betroffen.
Land, Industrie und ÖBB: Gemeinsam setzen wir alles daran, Versorgungssicherheit und Mobilität zu gewährleisten
Die ÖBB arbeiten eng mit der Deutschen Bahn zusammen, um Ersatzverbindungen bereitzustellen und Fahrplanänderungen frühzeitig zu kommunizieren. Unser Ziel ist es, die Auswirkungen für Reisende und die Industrie so gering wie möglich zu halten.
Um den Personen- und Güterverkehr bestmöglich aufrechtzuerhalten, wird die heimische Schieneninfrastruktur rund um die Uhr zu 100 % ausgelastet sein. Durch gezielte Infrastruktur-Trassenplanung können rund 80 % der derzeitigen Kapazitäten gesichert werden, um die Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten. Dennoch sind Umleitungen unvermeidlich – mit begrenzten Alternativrouten und längeren Fahrzeiten.
Langfristig profitieren Österreich und Europa
Trotz der kurzfristigen Herausforderungen werden Österreich und ganz Europa von den Investitionen profitieren. Eine leistungsfähige Schieneninfrastruktur ist die Basis für einen starken Wirtschaftsstandort, eine sichere Versorgung und nachhaltige Mobilität. Die ÖBB setzen sich mit voller Kraft dafür ein, diese Übergangsphase so reibungslos wie möglich zu gestalten – für eine zukunftssichere Bahn und eine starke Wirtschaft.
Landesrat Günther Steinkellner: "Als Land Oberösterreich setzen wir alles daran, gemeinsam mit der Industrie und den ÖBB Versorgungssicherheit und Mobilität bestmöglich abzusichern. Eine verlässliche Schieneninfrastruktur ist das Rückgrat unseres Wirtschafts- und Lebensraums – gerade für ein stark exportorientiertes und industriell geprägtes Bundesland wie Oberösterreich. Mit Projekten wie der Linzer Stadtbahn denken wir voraus und investieren gezielt in eine zukunftsfähige, leistungsstarke Mobilität für kommende Generationen.“
CEO Andreas Matthä: "In den kommenden Jahren wird unser Nachbarland viel Geld für die Schiene in die Hand nehmen. Das ist gut. Aber wir werden diese Investitionen direkt als Baustellen spüren. Und das hat Auswirkungen auf den Güter- und Personenverkehr in Österreich. Die große Herausforderung werden wir gemeinsam schultern und stemmen. Wir setzen uns jetzt mit voller Kraft ein, um die Versorgungssicherheit der heimischen Industrie und das Angebot in Österreich weiterhin sicherzustellen."
Vize-Generalsekretär Peter Koren: „Österreichs Industrie befindet sich im dritten Jahr der Rezession und verzeichnet die größten Produktionseinbußen seit 25 Jahren, auch die für uns so wichtigen Exporte sanken 2024 um knapp 5%. Vor diesem Hintergrund ist die Generalsanierung der Hochleistungskorridore im deutschen Bahnnetz für den Industriestandort Österreich eine weitere Zäsur. Umso dringender ist es daher nun in enger Kooperation von Industrie, Politik und Infrastruktur die Auswirkungen der Sperren und Baustellen bestmöglich abzufedern und durch rechtzeitige und umfassende Information Planungssicherheit für unsere Betriebe zu gewährleisten. Eine leistungsfähige Logistik ist das Rückgrat der Industrie, sichert Arbeitsplätze und stärkt Österreich als europäischen Logistik-Hub. Die positiven Ansätze im Regierungsprogramm zur Stärkung des Logistikstandortes sowie zur raschen Umsetzung der Infrastrukturbauvorhaben und beschleunigten Genehmigungsverfahren gilt es nun rasch zu konkretisieren und umzusetzen."
ÖBB
Seit über 100 Jahren gestalten die ÖBB die Mobilität in Österreich. Als umfassender Mobilitäts- und Logistikdienstleister haben die ÖBB im Jahr 2023 insgesamt 494 Millionen Fahrgäste und mehr als 78 Millionen Tonnen Güter klimaschonend und umweltfreundlich an ihr Ziel gebracht. Denn der Strom für Züge und Bahnhöfe stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. Die ÖBB gehören mit 95 Prozent Pünktlichkeit im Personenverkehr zu den pünktlichsten Bahnen Europas. Mit Investitionen von mehr als 4,5 Milliarden Euro jährlich in die Bahninfrastruktur und Flotte bauen die ÖBB am Bahnsystem für morgen. Konzernweit sorgen über 43.000 Mitarbeiter:innen bei Bus und Bahn sowie zusätzlich rund 2.000 Lehrlinge dafür, dass täglich mehr als 1,3 Millionen Reisende sicher an ihr Ziel kommen. Die ÖBB sind Rückgrat des öffentlichen Verkehrs und bringen als Österreichs größtes Klimaschutzunternehmen im Mobilitäts- und Logistikbereich Menschen und Güter sicher und umweltbewusst an ihr Ziel. Strategische Leitgesellschaft des Konzerns ist die ÖBB-Holding AG.