(Salzburg, 02. September 2022) – Die ÖBB sind ihrem Ziel, mehr grünen Bahnstrom bedarfsgerecht selbst erzeugen zu können, ein weiteres Stück näher gerückt. Bei der größten Kraftwerksbaustelle der ÖBB im Salzburger Stubachtal ist der letzte Tunneldurchschlag geglückt. Damit ist das gesamte Tunnelsystem fertig ausgebrochen und der weitere Fokus liegt auf dem Innenausbau und der elektromaschinellen Ausrüstung des Pumpspeicherkraftwerks im Berg.
Die Eigenproduktion von nachhaltigem Strom steht im Mittelpunkt der ambitionierten Klimaschutzstrategie der ÖBB. Seit über 100 Jahren sind die ÖBB Vorreiter in Sachen Elektromobilität, seit 2018 setzen die ÖBB auf Bahnstrom aus 100% erneuerbarer Energie. Bereits rund ein Drittel des Bahnstroms produzieren die ÖBB aus Wasserkraft selbst. Und damit nicht genug: Bis 2030 soll dieser Anteil durch die Erneuerung bestehender Kraftwerke und anderer erneuerbarer Energieträger wie Sonne und Wind auf über 40 % steigen. Gleichzeitig wird auch das Streckennetz in ganz Österreich weiter elektrifiziert. Schon heute werden über 95% der Schienenverkehrsleistungen elektrisch erbracht. In Salzburg selbst sind bereits 100 % des Streckennetzes unter Strom.
Kraftwerk Tauernmoos Vortriebsarbeiten sind damit erfolgreich abgeschlossen
Seit 2020 wird daher am Bau des neuen Kraftwerks Tauernmoos im Pinzgau gearbeitet. Als Erweiterung der bereits bestehenden ÖBB-Kraftwerksgruppe Stubachtal entsteht das erste ÖBB-Pumpspeicherkraftwerk. Damit kann künftig noch mehr Grünstrom für den Bahnbetrieb eigenständig und bedarfsgerecht erzeugt werden. Jetzt ist den Mineuren der Durchschlag des Zufahrtstunnels zum Weißsee geglückt, alle Vortriebsarbeiten sind damit erfolgreich abgeschlossen. Die fertig ausgebrochenen 11,3 Kilometer Tunnel umfassen den Wasserweg und den Zufahrtstunnel, der künftig eine wetterunabhängige LKW-taugliche Zufahrt zum neuen Kraftwerk und zu den Speichern Tauernmoossee und Weißsee garantiert. In der Vergangenheit war vor allem im Winter die Zugänglichkeit schwierig und nur eingeschränkt mittels ÖBB-Werkseilbahn möglich.
Durch den großen Einsatz aller Beteiligten auf der höchstgelegenen ÖBB-Baustelle konnte dieser wichtige Abschnitt planmäßig umgesetzt werden, betont Projektleiter Christian Höss von der ÖBB-Infrastruktur AG: „Der Untertagebau ist immer eine besondere Herausforderung. Umso mehr freuen wir uns, mit dem Durchschlag des Zufahrtstunnels am höchsten Punkt des Projekts auf 2.250m Seehöhe einen weiteren wichtigen Meilenstein feiern zu können. Seit September 2020 haben die Mineure im Schichtbetrieb gesprengt, pro Tag wurden insgesamt mehr als 15 m Vortriebsleistung bewerkstelligt. Damit ist der Vortrieb abgeschlossen und der Fokus liegt nun auf dem Betoninnenausbau sowie auf der technischen Ausrüstung. Auch die Arbeiten in der Kaverne, wo künftig die beiden Maschinensätze das Herz der Anlage bilden, sind im Zeitplan.“
Freude daher auch bei der Tunnelpatin Christina Haslauer: „Rund 20 Monate nach dem Start der Hauptbauarbeiten für das Pumpspeicherkraftwerk Tauernmoos konnte bereits der finale Tunneldurchschlag durchgeführt werden und markiert damit ein wichtiges Etappenziel für das gesamte Großprojekt im Pinzgauer Stubachtal. Die ‚Wasser-Batterie in den Hohen Tauern‘ wird in Zukunft den Anteil an grünem Bahnstrom der ÖBB deutlich erhöhen. Ich bedanke mich herzlich bei allen beteiligten Akteuren, allen voran den Mineuren, für ihr professionelles und umsichtiges Arbeiten unter schwierigen Bedingungen“, so Tunnelpatin Dr. Christina Haslauer.
Neues Kraftwerk als „grüne Batterie“ für umweltfreundliche Mobilität
Das neue Pumpspeicherkraftwerk Tauernmoos ist die optimale Ergänzung zur bestehenden Kraftwerksgruppe Stubachtal. Denn bisher diente der Weißsee lediglich als Vorspeicher. Durch die Verbindung mit dem Tauernmoossee wird der Weißsee künftig zur „grünen Batterie“: Die beiden Maschinensätze in der unterirdischen Kaverne in der Höhe eines zwölfstöckigen Hauses pumpen bei geringer Stromnachfrage Wasser vom Tauernmoossee in den 220m höher gelegenen Weißsee. Dieser Höhenunterschied kann in Zeiten hoher Stromnachfrage genutzt werden: Das Wasser wird aus dem Weißsee wieder abgelassen und treibt die Turbinen an, um erneut Strom zu erzeugen. Je nach Bedarf steht damit grüner Strom aus Wasserkraft für den umweltfreundlichen Zugbetrieb zur Verfügung. Damit können Leistungsspitzen im Bahnstromnetz noch besser abgedeckt werden.Die Gesamtinvestition für den Bau beträgt vorausvalorisiert ca. 335 Millionen Euro, welche die ÖBB aus Eigenmitteln außerhalb des Rahmenplans finanzieren. Die Inbetriebnahme ist 2025 geplant.
Für die beiden Pumpturbinen wurde bereits ein erfolgreicher Modellversuch durchgeführt, mit dem Ziel einen möglichst hohen Wirkungsgrad zu erreichen. So kann die grüne Batterie effizient und nachhaltig eingesetzt werden, erläutert Ausrüstungskoordinator Walter Kühner vom Geschäftsbereich Energie.
Hinweis: Videomaterial vom Durchschlag unter dem angegebenen Link (c) ÖBB/Bernard Gruppe/Sailerbrothers