© ÖBB/Gasser-Mair
LR Daniel Zadra und ÖBB CEO Andreas Matthä präsentierten Maßnahmen und Ziele für eine stärkere Verkehrsverlagerung im Vorarlberger Güterverkehr, u.a. den innovativen "Mobiler"
(Bregenz, 14. 03. 2022) – Österreichs westlichstes Bundesland Vorarlberg verfügt über einen spannenden Mix an unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen. Viele namhafte Unternehmen aus Vorarlberg sowie Firmen aus dem angrenzenden Bodenseeraum nutzen schon jetzt die Transport- und Logistikangebote der ÖBB Rail Cargo Group (RCG), meist über denTerminal Wolfurt - quasi Vorarlbergs „Tor zur Welt“. Um allerdings die Klimaziele zu erreichen und die Menschen im Land vor den negativen Auswirkungen des Straßenverkehrs zu schützen, braucht es noch mehr Verkehrsverlagerung auf die Schiene. Einer der Schlüssel dafür liegt im Güterverkehr – denn derzeit sind jedes Jahr rund 3 Millionen Lkw auf Vorarlbergs Straßen unterwegs. Der neue Mobilitätslandesrat Daniel Zadra und ÖBB CEO Andreas Matthä präsentierten heute die gemeinsamen Ziele und Maßnahmen, um in Zukunft noch mehr Güter von der Straße auf die Schiene verlagern zu können.
Den Hebel ansetzen: Modal Split Anteil der Schiene erhöhen
Der Modal Split Anteil der Schiene (Einfuhr, Ausfuhr und Transit) beträgt in Vorarlberg derzeit rund 12 %. Das heißt: 88 % aller Gütertransporte in Vorarlberg rollen auf der Straße! Rund 4 Mio. Tonnen Waren und Rohstoffe werden über die Schiene befördert. Die ÖBB Rail Cargo wickelt davon rund 3 Mio. Tonnen ab. Dem gegenüber stehen 28 Mio. Tonnen, die noch auf der Straße befördert werden. Andreas Matthä betont beim Treffen mit Vorarlbergs Mobilitätslandesrat Daniel Zadra:„Die Auswirkungen des Klimawandels spüren wir alle hautnah. Die Emissionen aus dem Verkehr sind ein wesentlicher Treiber für den CO2 Ausstoß. Wollen wir den Klimawandel einbremsen, dann müssen wir eine Trendwende im Verkehr schaffen – und insbesondere beim Güterverkehr!“
„Wir wissen, dass der Verkehrssektor eine der größten CO2-Emissionsquellen ist und damit den Treibhauseffekt maßgeblich beschleunigt“, ergänzt Landesrat Zadra. „Die Vorgaben der EU sind unmissverständlich: 2030 müssen wir die CO2-Emissionen um 30 % gegenüber dem Stand von 2005 reduziert haben. Für den gesamten Verkehrssektor würde dies bedeuten, dass er in acht Jahren um 220 Millionen Tonnen weniger Kohlendioxid produzieren darf als 2017. Wenn uns im Güterverkehr eine substanzielle Reduktion gelingt, haben wir einen großen Schritt nach vorn gemacht.“
Voraussetzung für mehr Verlagerung auf die Schiene sind laut Matthä „faire Wettbewerbsbedingungen zwischen Schiene und Straße und transparente Kostenwahrheit im Verkehr.“ So würde etwa beim Bahntransport für jeden Meter Schiene Maut anfallen – auf der Straße aber nicht. Ein weiteres Beispiel für die Wettbewerbsverzerrung sei die gratis Straßenanbindung für jeden Firmenstandort – wohingegen die Schienenanbindung vom Unternehmen zu bezahlen sei. „Klar ist aber auch: Die Schiene muss ihr Angebot weiter verbessern und stärker auf die Bedürfnisse der Unternehmen eingehen. Daran arbeitet die ÖBB Rail Cargo intensiv und dafür suchen wir auch den Dialog mit den Unternehmen in Vorarlberg“.
Gezielte Förderungen für die klimafreundliche Schiene wirken
Die Schiene braucht den Wettbewerb mit der Straße nicht zu scheuen – bei fairen Bedingungen. Da dies allerdings noch nicht immer der Fall ist, sind gezielte Förderungen ein probates Mittel, um Verlagerung zu forcieren. Diesen Ansatz verfolgt auch die in Ausarbeitung befindliche Güterverkehrsstrategie des Landes Vorarlberg. Deren Ziel, der Erhalt eines attraktiven Wirtschaftsstandortes in einem intakten Lebensraum, eint alle Beteiligten. Die ÖBB stehen bereit, um unter entsprechenden Rahmenbedingungen für eine stärkere Verlagerung von Gütern auf die Schiene zu sorgen.
„Wir müssen alles daransetzen, um den Schienenanteil am Güterverkehr zu erhöhen“, erklärt Landesrat Zadra, „doch zugleich wissen wir, dass es dafür keine einfache Lösung gibt. Im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes ist es höchste Zeit, über die externen Kosten zu reden, die der Straßengüterverkehr verursacht. Wir tun ja immer so, als sei dieser unschlagbar billig, und deshalb könne man – leider, leider – nichts dagegen machen, ohne die heilige Kuh des Marktes zu schlachten. Tatsächlich aber müssen wir lediglich die gesamten Kosten des Straßengüterverkehrs betrachten, also inklusive der Umwelt- und Gesundheitsschäden, der Lärmbelastung, der Verkehrsunfälle oder der Luftverschmutzung. Denn sobald wir diese Faktoren einbeziehen, verursacht der Lkw 4,5 Cent an externen Kosten pro Tonnenkilometer, die Bahn hingegen lediglich 0,6 Cent.“
Attraktive Kundenlösungen der ÖBB RCG
Die ÖBB Rail Cargo möchte in den kommenden Jahren verstärkt mittelständische Kunden ansprechen, die oft keine ganzen Züge benötigen, sondern kleinere Sendungsgrößen haben – beispielsweise nur einen Container oder eine Wagengruppe brauchen. Für diese Kunden bietet die ÖBB Rail Cargo jetzt integrierte Tür-zu-Tür Lösungen. Dies kann sowohl mit Containerlösungen passieren, die am Terminal Wolfurt mittels Kränen unproblematisch zwischen Zug und Lkw gewechselt werden können (intermodal) oder auch als konventioneller Transport mit Bahntransport auf der längsten Distanz und einem LKW im Vor- und Nachlauf, also zwischen Bahnverladestelle und Kunden. Der Kunde muss dabei nicht zwingend einen eigenen Bahnanschluss haben, sondern kann auch durch innovative Behälterlösungen in einer Kombination mit Lkw und Bahn bedient werden.
Eine derartige flexible innovativen Behälterlösung ist der „Mobiler“. Dessen Einsatzgebiete wachsen – unter anderem auch aufgrund des neuen Abfallwirtschaftsgesetzes, mit dem der Transport aller Arten von Müll und Schutt zunehmend auf die Bahn verlagert wird. Dafür bietet die ÖBB Rail Cargo mit ihrem Eigenprodukt „MOBILER“ eine ideale, flexible Transportlösung an. Der kippbare Transportbehälter eignet sich für eine Vielzahl an Gütern, darunter Industrieprodukte, palettierte Waren, Schüttgüter oder Bauprodukte. Für die rasche Umladung zwischen Bahn und LKW kommen Lkw mit integrierten hydraulischen Hubvorrichtungen zum Einsatz, die den Umschlag ohne Kran ermöglichen.
Wo gibt es noch Potentiale für den Gütertransport auf der Schiene?
Ein breites Feld, in dem eine Umstellung von Straßen- auf Bahntransport erstrebenswert und sinnvoll ist, ist die Versorgung mit mineralischen Baurohstoffen, vor allem Schotter und Erde. Das betrifft einerseits die künftige Versorgung Vorarlbergs, vor allem aber auch den Transit von mineralischen Rohstoffen vor allem von Deutschland durch Vorarlberg in die Schweiz. Aktuell wird der weit überwiegende Teil der jährlich rund 300.000 Tonnen mit Lkw transportiert. Wenn hier ein von allen Partnern getragener Umstieg auf die Bahn gelingt, kann ein guter Teil der derzeit 20.000 Lkw Fahrten (hin und retour) zum Wohl von Bevölkerung und Klima eingespart werden. Die ÖBB Rail Cargo Group prüft bereits die Umsetzbarkeit von Schienentransporten in diesem Segment. Mit einigen Kunden sind auch bereits dahingehende Logistiklösungen gelungen. Diese hängen allerdings auch an externen Faktoren, insbesondere fairen Wettbewerbsbedingungen in Form einer Kostenwahrheit zwischen Straße und Schiene.
Ausbau des ÖBB-Terminals Wolfurt als zentraler Warenumschlagplatz
Als Containertor in die Welt und zentraler Umschlagplatz ist der ÖBB Güterterminal Wolfurt wichtigster Güterverkehrsknoten in Westösterreich und damit Dreh- und Angelpunkt für die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene. Der Terminal Wolfurt bietet 1.700 Vollcontainerlager-Stellplätze im unmittelbaren Kranbereich sowie 3.500 Leercontainerlager-Stellplätze. Die Terminalfläche beträgt insgesamt 106.000 m² Im Terminal Wolfurt werden vor allem Container von LKW auf die Bahn bzw. umgekehrt umgeschlagen. Die geplante Kapazität beträgt rund 190.000 ITE (intermodale Transporteinheiten). Die derzeitige Auslastung liegt bei ca. 140.000 ITE, was einer Auslastungsrate von rund 75 % entspricht. Derzeit werden rund 40 Züge undca. 200 bis 240 LKW pro Tag abgefertigt. Für das Jahr 2022 gibt es bereits Anfragen für weitere Züge. Angesichts der erfreulich guten Nutzung des Terminals haben die ÖBB bereits erste Schritte in Richtung Erweiterung gesetzt, um einerseits am Wettbewerb mithalten können und dadurch zudem einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz in Vorarlberg leisten. Dazu arbeiten die ÖBB als Terminalbetreiber einerseits an Prozessoptimierungen um zusätzliche Spielräume zu schaffen und andererseits an einer Kapazitätssteigerung über eine Erweiterung der Terminalfläche. Darauf soll vor allem Umschlagsmöglichkeiten für kranbare Sattelauflieger geschaffen werden., da in diesem Bereich die größten Wachstumschancen gesehen werden.