ÖBB Bilanz 2024: Stabiles Ergebnis trotz Hochwasser und Rezession (Wien, 11. April 2025) – Die ÖBB konnten trotz Jahrhunderthochwasser und Wirtschaftsabschwung im Geschäftsjahr 2024 ein stabiles Ergebnis erwirtschaften. Hauptverantwortlich dafür ist die anhaltende Nachfrage nach Bahn & Bus: 511,3 Mio. Menschen sind im vergangenen Jahr mit den ÖBB gefahren. Damit konnte der Rekord aus dem Jahr 2023 noch einmal übertroffen werden – um 17,7 Mio. Fahrgäste bzw. 3,6 % mehr. Das Plus brachte diesmal der Nahverkehr mit einem Zuwachs von 9,8 %. Die hohe Nachfrage sorgte unterm Strich für ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von 113,6 Mio. Euro – ein Plus von 2 Mio. Euro gegenüber 2023 (Vj: 111,6 Mio. Euro). „Noch nie sind so viele Menschen in Österreich mit der Bahn gefahren. Der Zuspruch und Zustrom freut mich enorm und lässt uns trotz der großen wirtschaftlichen Herausforderungen zuversichtlich in die Zukunft schauen“, so ÖBB CEO Andreas Matthä. „Die Wirtschaftsflaute, die hohen Energiekosten und vor allem das Hochwasser haben uns viel abgerungen. Es ist uns trotzdem gelungen, ein positives, stabiles Konzernergebnis zu erzielen”, ergänzt ÖBB CFO Manuela Waldner. Der Blick auf die Teilkonzern-Ebenen zeigt die aktuellen Herausforderungen deutlich: Das Ergebnis des Teilkonzerns Personenverkehrs wurde insbesondere durch das Jahrhunderthochwasser stark beeinträchtigt. Es sank auf 70 Mio. Euro. Der Güterverkehr ist aufgrund der schlechten Konjunkturlage und der Folgen des Hochwassers in Österreich und weiten Teilen Europas gar ins Minus gerutscht: Die Rail Cargo Group (RCG) schloss mit einem EBT von -24,5 Mio. Euro ab. Die ÖBB-Infrastruktur AG verzeichnete einen Anstieg der Betriebsleistung um 4,2 % auf 172,8 Mio. Zugkilometer und saldierte mit 12,6 Mio. Euro EBT (Details siehe Tabelle). Positiv entwickelte sich das Investitionsprogramm 2024 – bei großen und langjährigen Infrastrukturprojekten kamen die ÖBB sichtbar voran: die bauliche Fertigstellung der Koralmbahn, der finale Durchschlag für den Semmering Basistunnel und die Inbetriebnahme von neuen Kraftwerken, um die ÖBB energieunabhängiger zu machen. Der Eigenversorgungsanteil von Bahnstrom soll bis 2030 von 60 % auf 80 % erhöht werden. Auch am Großprojekt Brenner Basistunnel wurde intensiv gearbeitet. Darüber hinaus wurden Digitalisierungsprojekte, Elektrifizierungen und Bahnhofsmodernisierungen durchgeführt. Im Personenverkehr wurde in die sukzessive Modernisierung der Flotte investiert und 30 neue Fahrzeuge kamen alleine 2024 in die Flotte. Weitere 120 neue Züge sollen in den nächsten zwei Jahren folgen. Besonders erfreulich ist der Umstand, dass sich die Zahl der Bahnreisenden deutlich dynamischer als das Wachstum der Bevölkerung entwickelt. In den vergangenen zehn Jahren ist sie um 27 % gewachsen, die Bevölkerung im gleichen Zeitraum um 8 %. „Die Investitionen zahlen sich aus, Bahn wirkt“, so der Bahnchef. Personalwachstum: Rund 2.400 mehr Mitarbeiter:innen Das Fahrgastwachstum und der Expansionskurs der ÖBB erhöhen den Bedarf an Mitarbeiter:innen weiter. Der Personalstand (Köpfe) ist 2024 um 5,4 % auf 47.484 gestiegen (Vj: 45.041), wobei mehr als 1.000 neue Mitarbeiter:innen auf die Übernahme der Arverio (vormals Go-Ahead) in Deutschland zurückzuführen sind. Der ÖBB Konzern zählt zu den größten und beliebtesten Arbeitgebern Österreichs. Über 120.000 Bewerbungen wurden 2024 gezählt, die in 6.200 Neuaufnahmen (exkl. Arverio) mündeten. Auch 2025 suchen die ÖBB mehr als 4.000 Mitarbeiter:innen, um den laufenden Generationenwechsel zu stemmen. Der ÖBB Konzern zählt auch zu den größten Ausbildungseinrichtungen Österreichs. Zum Jahresende 2024 waren 1.964 (Vj: 1.851) Lehrlinge in Ausbildung. Hinzu kommen weitere 155 (Vj: 191) Lehrlinge über die Allgemeine Privatstiftung für berufliche Bildung. Ausblick: Vorbereitungen für Koralmbahneröffnung laufen auf Hochtouren 2025 bereiten sich die ÖBB intensiv auf einen enormen Wachstumssprung vor: Mit neuem Wagenmaterial, Mitarbeiter:innen und Investitionen. Die 130 km lange neue Koralmbahnstrecke ermöglicht im ÖBB Personenverkehr eine geplante Angebotsausweitung von rund 30 % im Fern- und Interregio-Verkehr in ganz Österreich. Die Hauptstädte Graz – Klagenfurt werden erstmalig in nur 45 Minuten mit dem Zug verbunden sein. Auch ist die Koralmbahn ein wichtiges Teilstück der neuen Südstrecke und damit des Baltisch-Adriatischen Korridors, der die Ostsee mit der Adria verbindet und den Güterverkehr künftig stärken soll. ÖBB CEO Andreas Matthä: „Wir bauen das Schienennetz weiter aus. Die Eröffnung der Koralmbahn wird einen urbanen Ballungsraum mit über 1,1 Millionen Menschen mit enormen wirtschaftlichen Chancen entstehen lassen. Im Dezember 2025 läuten wir eine neue Ära der österreichischen Mobilität im Süden ein.“ Das Ergebnis im Detail ÖBB Teilkonzern Personenverkehr Insgesamt hat der Teilkonzern Personenverkehr (inkl. CAT, exkl. Arverio in Deutschland) ein All-time High bei den Fahrgästen von 511,3 Mio. erreicht (Vj: 493,6 Mio.). Im Nahverkehr haben die ÖBB 254,3 Mio. Fahrgäste auf der Schiene transportiert, ein Plus von 9,8 % (Vj: 231,7 Mio.), im Fernverkehr waren es 46,0 Mio. Menschen, ein leichtes Minus aufgrund der Hochwasserkatastrophe von 1,1 % (Vj: 46,5 Mio.). Die Fahrgastzahlen im Postbusverkehr sind aufgrund des starken Wettbewerbs um 2,1 % auf 211,0 Mio gesunken (Vj: 215,4 Mio.). Wurden die Erwartungen bei den Fahrgastzahlen in Summe übertroffen, gab es hingegen Einbußen bei der Pünktlichkeit: 2024 waren 93,6 % der Züge im Personenverkehr pünktlich, eine Verschlechterung um 1,4 pp (Vj: 95,0 %). 78,2 % der Züge im Fernverkehr und 94,3 % der Züge im Nahverkehr waren pünktlich unterwegs. Gründe für die Unpünktlichkeit im Fernverkehr sind zur Hälfte extern verursacht, wie Verspätungen aus dem Ausland oder Extremwetterereignisse: Allein das Jahrhunderthochwasser im September verschlechterte die Pünktlichkeitswerte im Fernverkehr um 1,1%. Insgesamt gelten die ÖBB nach wie vor als eine der pünktlichsten Bahnen in Europa. Der Teilkonzern Personenverkehr verzeichnete 2024 aufgrund der Angebotsausweitung und des Fahrgastwachstums einen Anstieg der Umsatzerlöse um 20,9 % auf 3.790,6 Mio. Euro (Vj: 3.136,3 Mio. Euro), die Gesamterträge stiegen dadurch um 21,5 %. Zugleich stieg aber auch der Gesamtaufwand um 23 % auf 3.829,2 Mio. Euro (Vj: 3.118,4 Mio. Euro). Höhere Kosten (u.a. für Traktionsstrom, Fahrzeugmieten, Transportleistungen, Infrastrukturbenutzungsentgelte) in Verbindung mit Umsatzausfällen während der Hochwasserkatastrophe resultierten in einem EBT Rückgang von -39,0 Mio. Euro auf 70,0 Mio. Euro (Vj: 109,1 Mio. Euro). ÖBB Rail Cargo Group Der anhaltende Wirtschaftsabschwung in Europa und insbesondere in Österreich zeigte seine Wirkung besonders deutlich im Schienengüterverkehr: eine schwache Nachfrage, Konkurrenz mit der Straße und ein harter Preiswettbewerb prägten das internationale Umfeld. Trotz dieser Herausforderungen ist es der Rail Cargo Group (RCG) gelungen, die Transportvolumina mit eigenem Personal und Lokomotiven um 1,7 % auf 79,9 Mio. beförderte Nettotonnen zu steigern und die Versorgungssicherheit der Industrie aufrecht zu erhalten. Auch der Umsatz stieg um 3,5 % auf 1.973,7 Mio. Euro (Vj:   1.907,1 Mio. Euro). Die Mehrkosten durch längere Transportwege aufgrund der Hochwasserkatastrophe, aber auch durch anhaltend hohe Energiepreise und Aufwendungen für bezogene Leistungen (u.a. Transportleistungen, Infrastrukturbenützung, Mieten für Schienen- und Straßenfahrzeuge) konnten jedoch nicht vollständig kompensiert werden. Daher lag das Ergebnis 2024 mit -24,5 Mio. Euro im Minus (Vj:  13,0 Mio. Euro). Um für den zukünftigen Wettbewerb gerüstet zu sein, setzt die RCG unter anderem auf einen Internationalisierungskurs. 2024 akquirierte sie ein Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) in den Niederlanden und gründete eines in Serbien.  ÖBB Teilkonzern Infrastruktur Die Zugkilometerleistung im Netz des Teilkonzerns Infrastruktur erhöhte sich um 4,2 % von 165,9 auf 172,8 Mio. Rund ein Viertel dieser Steigerung entfällt auf die Integration der Infrastruktur der Graz-Köflacher-Bahn in die ÖBB Infrastruktur. Damit waren noch nie so viele Züge auf den Gleisen der ÖBB unterwegs. Insgesamt sind 72 EVUs auf Österreichs Schienen unterwegs. Für die Benutzung der Schieneninfrastruktur werden den EVUs Infrastrukturbenutzungsentgelte (IBE) verrechnet. Zu den Ertragsquellen kommen die Zulieferung von Bahnstrom und Mieterlöse für die Vermietung und die Verpachtung von Immobilien hinzu. Die Umsatzerlöse des Teilkonzerns Infrastruktur sind 2024 um -1,4 % auf 1.231,6 Mio. Euro (Vj: 1.249,5 Mio. Euro) gesunken und die Gesamterträge um 11,3 % auf 4.219,1 Mio. Euro (Vj: 3.791,6 Mio. Euro) gestiegen. Die Gesamtaufwendungen liegen mit 3.707,5 Euro (Vj: 3.358,3 Mio. Euro) um 10,4 % über dem Vorjahr. G&V und Bilanz des Konzerns Mit Gesamterträgen von 8.997,0 Mio. Euro (Vj: 7.806,3 Mio. Euro) konnte der ÖBB Konzern gegenüber dem Vorjahr einen deutlichen Anstieg von 15,3 % verzeichnen. Die Gesamtaufwendungen sind 2024 um 14,7 % auf 8.289,2 Mio. Euro (Vj: 7.224,6 Mio. Euro) gestiegen, wobei die Aufwendungen für bezogene Leistungen im Vergleich zum Vorjahr mit 1.940,2 Mio. Euro (Vj: 1.505,2 Mio. Euro) um 28,9 % überdurchschnittlich gewachsen sind. Darin enthalten sind vorwiegend Entgeltzahlungen für Fahrzeugmieten, Transportleistungen oder Infrastrukturbenützung an Drittbahnen. Die Materialaufwendungen haben sich um 13,8 % auf 686,5 Mio. Euro (Vj: 603,2 Mio. Euro) gesteigert. Dieser Posten enthält unter anderem Aufwendungen für extern bezogenen Traktionsstrom sowie Aufwendungen für flüssige Treibstoffe. Die Personalkosten sind aufgrund des Personalwachstums (einschließlich Arverio) und der Valorisierung um 10,6 % auf 3.553,9 Mio. Euro (Vj: 3.213,7 Mio. Euro) gestiegen. Die Abschreibungsaufwendungen sind um 10,1 % auf 1.521,4 Mio. Euro gestiegen (Vj: 1.382,4 Mio. Euro). Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) des ÖBB Konzerns ist im Berichtsjahr um 21,7 % auf 707,8 Mio. Euro (Vj: 581,7 Mio. Euro) gestiegen. Das Finanzergebnis beträgt -594,2 Mio. Euro (Vj: -470,1 Mio. Euro). Damit haben die ÖBB ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von 113,6 Mio. Euro (Vj: 111,6 Mio. Euro) erwirtschaftet, um 2 Mio. oder 1,8% mehr als im Jahr 2023. Bilanzsumme wächst weiter Vorwiegend bedingt durch die Investitionen in das Sachanlagevermögen hat sich im Jahr 2024 die Bilanzsumme des ÖBB Konzerns um 8,1 % auf rund 44,2 Mrd. Euro (Vj: rund 40,9 Mrd. Euro) erhöht. Der Anteil des Sachanlagevermögens am Gesamtvermögen (Sachanlagenintensität) steigt um 0,6 % auf 89,8% zum Bilanzstichtag (Vj: 89,2%). Finanziert sind diese Vermögenswerte vorwiegend durch die Aufnahme von Fremdkapital in Form von Darlehen und Anleihenemissionen. Per 31.12.2024 weist der ÖBB Konzern eine Eigenkapitalquote von 7,7 % (Vj: 7,9 %) aus. Auf der Passivseite ist der Anstieg der Bilanzsumme vorwiegend auf die gestiegenen Finanzverbindlichkeiten zurückzuführen. Der Geschäftsbericht mit integriertem Nachhaltigkeitsbericht 2024 kann hier heruntergeladen werden: bericht.oebb.at