Grüne Power „made in Kärnten“: ÖBB Kraftwerk Obervellach II geht ans Netz (Obervellach, 23. Mai 2024) Nach rund vier Jahren Bauzeit geht ein Jahrhundertprojekt der ÖBB im Kärntner Mölltal nun von der Testphase in den Betrieb über. Ab sofort wird hier pro Jahr grüner Bahnstrom im Ausmaß von ca. 125 GWh erzeugt. Das entspricht etwa 30.000 Railjetfahrten von Villach nach Wien. Durch den Neubau kann die Energieproduktion am Standort Obervellach um mehr als 35 % gesteigert werden. Das insgesamt neunte ÖBB-Wasserkraftwerk spielt eine wesentliche Rolle im Hinblick auf die Energiestrategie der ÖBB: Bis 2030 wollen die ÖBB gemeinsam mit Partner:innen den Eigenversorgungsgrad beim Bahnstrom von 60% auf 80% steigern. In das Kraftwerks-Projekt in Kärnten haben die ÖBB rund 220 Mio. Euro investiert. Leonore Gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie: „Die Energiestrategie der ÖBB zeigt, wie sich die Energiewende im Unternehmen auf vielen Ebenen lohnt: Der selbst produzierte Strom aus Erneuerbaren kann lokal verwendet werden, das stärkt die Unabhängigkeit und die Energie wird günstiger. Wasserkraft spielt neben Photovoltaik bei der Energiewende der ÖBB eine große Rolle. Ich freue mich, dass die ÖBB die Umsetzung ihrer Energiestrategie so ambitioniert angehen und in Zukunft noch mehr grünen Strom produzieren können.“ Manuela Waldner, CFO ÖBB Holding AG: “Seit über 100 Jahren liefern Wasserkraftwerke der ÖBB grüne Energie für die nachhaltige Mobilität in Österreich. Mit der Fertigstellung des neuen Kraftwerks Obervellach II feiern wir heute einen wichtigen Meilenstein. Mit Wasser-, Sonnen- und Windenergie erzeugen wir in unseren Kraftwerken künftig noch mehr grünen Strom für den Betrieb unserer Züge und unserer Betriebsanlagen. Mein Dank gilt allen Projektbeteiligten, die den schwierigen Umständen zum Trotz dieses riesige Projekt erfolgreich zum Abschluss bringen konnten.“  Vier Wasserfassungen, ein rund 5.000 Meter langes Stollensystem, eine unterirdisch verlegte Druckrohrleitung – das Projekt im Überblick Es ist ein langer, technisch anspruchsvoller Weg, den die Energie vom Bach bis zur Oberleitung zurücklegt. Hier im Mölltal fließt das Wasser aus dem Mallnitz-, Dösen- und Kaponigbach über ein 5.000 Meter langes Stollensystem zu einem gigantischen Speicherstollen: Er ist 13 Meter hoch, 15 Meter breit, 580 Meter lang und kann bis zu 60 Millionen Liter Wasser speichern. Von dort wird es je nach Bedarf durch die Druckrohrleitung in das 488 Meter tiefer liegende Krafthaus abgelassen. Durch die unterirdisch verlegte Leitung mit 1,8 Meter Durchmesser fließen in Spitzenzeiten, etwa im Früh- und Abendverkehr, bis zu 9.000 Liter Wasser pro Sekunde und treiben zwei 2,3 Meter große Pelton Laufräder an. So entsteht hier grüner Bahnstrom im Ausmaß von ca. 125 GWh pro Jahr. Die Kraftwerksanlage umfasst zudem ein Kleinwasserkraftwerk zur Eigenversorgung mit 50-Herz-Strom und wird ab sofort vollständig in das österreichische Bahnstromnetz der ÖBB integriert. Die Steuerung erfolgt über die zentrale Leitstelle der ÖBB und ermöglicht eine optimierte Bereitstellung von grünem Bahnstrom. Hand in Hand: Grüne Energie und Umweltschutz Umweltschutz und die Erzeugung von grüner Energie gehen beim Bau des neuen Kraftwerks Hand in Hand. Mit zahlreichen Ausgleichsmaßnahmen wurde der Schutz der hier lebenden Arten sichergestellt und die ökologische Situation vor Ort verbessert. Dazu zählen Maßnahmen für Tiere und Pflanzen im Bereich des Obervellacher Waldes sowie entlang der Möll auf einer Gesamtfläche von ca. 4 ha. Neue Stillgewässer für Amphibien, eine Aufwertung der Uferbereiche und die Schaffung eines Auwaldbereichs sind wichtige Renaturierungsmaßnahmen im Bereich der Möll. Auch die Bäche führen künftig durchgehend Restwasser und ermöglichen damit eine deutliche Aufwertung der Lebensräume in den Bachläufen. Durch das Ausgleichsbecken erfolgt eine Nachbildung der natürlichen Zuläufe. So werden Sunk und Schwall vermieden und der Lebensraum in der Möll bleibt geschützt. Die Druckrohrleitung des neuen Kraftwerks ist nun unterirdisch verlegt und trägt somit wesentlich zur Verschönerung des Ortsbildes bei. Bahnstrom bei den ÖBB Die ÖBB sind eines der größten Klimaschutzunternehmen in Österreich. Bereits heute sparen die ÖBB über 3,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr durch ihre Schienenverkehrsleistungen ein. Strom aus erneuerbaren Energien spielt dabei die zentrale Rolle. Seit über 100 Jahren sind die ÖBB Vorreiter in Sachen Elektromobilität, seit 2018 setzen die ÖBB auf Bahnstrom aus 100% erneuerbarer Energie. Rund ein Drittel des Bahnstroms produzieren die ÖBB aus Wasserkraft selbst. Das Ziel: Bis 2030 soll der Eigenversorgungsgrad durch die beiden Kraftwerksprojekte Obervellach II und Tauernmoos sowie die Erneuerung bestehender Kraftwerke, den Bau weiterer Photovoltaikanlagen, bestehender Partnerkraftwerke und Energie-Partnerschaften auf 80% steigen. Schon heute werden über 95% der Schienenverkehrsleistungen elektrisch erbracht. Das macht die ÖBB auch im EU-Vergleich zu absoluten Vorreitern.