Vom Diesel-Rettungszug zum Hybrid-Servicejet: ÖBB präsentieren neues High-Tech Fahrzeug Die ÖBB-Infrastruktur AG präsentiert den ersten von 18 neuen Servicejets in Österreich. Die neue Rettungszugflotte der ÖBB revolutioniert die Rettungs- und Löscharbeiten und wird auch für Instandhaltungsarbeiten im Einsatz sein. Die ÖBB erteilten Stadler den Auftrag für 18 emissionsarme Fahrzeuge im Wert von rund 230 Millionen Euro. Die neue Flotte deckt die Vielfalt der potenziellen Einsätze bei den ÖBB ab – schnell und umweltschonend mit einem Elektro-Hybrid-Antrieb. Jedes Fahrzeug kann mehr als 300 Personen evakuieren. Der Servicejet wird für die Inbetriebnahme der Koralmbahn mit dem Herzstück des 33 km langen Koralmtunnels erstmalig zum Einsatz kommen und sukzessive am gesamten Netz der ÖBB-Infrastruktur AG stationiert.  Vielfältige Einsatzbereiche Die Fahrzeuge sind für vielfältige Einsatzmöglichkeiten ausgerüstet. Sie können im Brandfall löschen und retten, aber sie verfügen auch über genügend Leistung, um Züge mit bis zu 2.000 Tonnen abzuschleppen – auch ohne Strom aus der Oberleitung – oder um einen defekten Zug mit Strom zu versorgen. Zudem ist der Servicejet im täglichen Betrieb für Instandhaltungsarbeiten vorgesehen.  Nachhaltiger Elektro-Hybrid-Antrieb Die Fahrzeuge können in beide Richtungen mit bis zu 160 km/h fahren. Das ermöglicht einerseits die Bauart: waren Rettungszüge bisher aneinander gekuppelte Spezialwaggons, ist dieses Fahrzeug eine durchgängig betretbare Zuggarnitur, was erhebliche Vorteile mit sich bringt. So ist ein Führerstandswechsel und damit Richtungswechsel schneller als bisher möglich. Andererseits verwenden die ÖBB ein neuartiges Antriebskonzept: Die Züge sind mit einem nachhaltigen Elektro-Hybrid-Antrieb ausgestattet, der drei Energiequellen nutzen kann. Entweder verwenden sie Strom aus der Oberleitung und verfügen dadurch über 4.000 PS Antriebsleistung. Sie können auch auf einen leistungsstarken Akku mit 280 kWh oder zwei Dieselaggregate mit gesamt 1.060 PS als Rückfallebene zugreifen. Johann Pluy, Vorstand ÖBB-Infrastruktur AG: „Bei einem Einsatz können wir mit unseren neuen Servicejets noch schneller als bisher Hilfe leisten. Sie bringen mehr Leistung in einem größeren Einsatzbereich. Das neue Konzept ermöglicht darüber hinaus eine Reduktion von 21 auf 18 Fahrzeuge.“ Diese geringere Typenvielfalt erleichtert die Schulung des Personals und verringert Instandhaltungskosten. Peter Spuhler, Verwaltungsratspräsident Stadler Rail: „Wir haben mit dem Rettungstriebzug ein hoch innovatives Konzept gemäß Anforderungen der ÖBB-Infrastruktur auf die Schienen gestellt und konnten alle Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen des Kunden erfüllen. Deshalb gehen wir nun gemeinsam die nächsten Schritte in die Mobilität der Zukunft.“.  Modernes Feuerwehrequipment Das permanent in Bereitschaft befindliche Bedienpersonal besteht aus zwei Mitarbeiter:innen der ÖBB-Infrastruktur AG und wird standardmäßig durch Einsatzkräfte der örtlichen Feuerwehren verstärkt. Das Fahrzeug ist mit modernem Feuerwehrequipment für Rettungs- und Löscheinsätze und Böschungsbenetzungsfahrten ausgerüstet. An Bord sind mobile Rollcontainer, die unter anderem mit Druckschläuchen, Atemschutzgeräten für bis zu 20 Einsatzkräfte, Wärmebildkameras und hydraulischen Rettungsscheren ausgestattet sind. Die Rollcontainer können am Stützpunkt rasch verladen werden, somit ist eine kurze Ausrückzeit gewährleistet. Für die Sicherheit am Gleis sorgt ein modernes Zugsicherungssystem: Das Fahrzeug ist mit ETCS Level 2 ausgestattet. Der Servicejet verfügt auch über großzügig ausgelegte Zustiegsbereiche. Das ermöglicht einerseits eine rasche Nachbeladung mit Material und garantiert auch die Aufnahme von mehr als 300 zu evakuierende Personen in kurzer Zeit.  Gerüstet für Brandeinsatz Für den Brandeinsatz führt der Servicejet Löschwasser mit. Im mittleren Wagen ist ein Löschwassertank mit einem Fassungsvermögen von 40 m³ verbaut. An beiden Triebköpfen sind Löscheinrichtungen verbaut, die vom Führerstand aus bedient werden können. Das sind in Summe vier Hochdruckwasserwerfer mit 100 Bar Druck, zwei Niederdruckwasserwerfer mit zehn Bar sowie Löschwasseranschlüsse an beiden Fahrzeugseiten vergleichbar mit einem Hydranten. Alle Löscheinrichtungen können auch in Verbindung mit Schaummittel eingesetzt werden. Zur Absicherung der Einsatzkräfte und des Servicejet gegen Rauchumkehr und hohe Temperaturen sind am Dach 4 Strahlventilatoren angeordnet. Ein Filtersystem reinigt die Luft und Überdruck verhindert, dass Rauch einströmt. Diese sogenannte Schutzbelüftung sorgt für einen geschützten Innenraum für das Bedienpersonal, die Einsatzkräfte und die zu evakuierenden Personen. Des Weiteren ist das Fahrzeug mit Wärmebildkameras ausgestattet, um in einer verrauchten Umgebung Personen besser erkennen zu können.  Instandhaltung und Inspektion Für planmäßige Wartungs- und Inspektionstätigkeiten werden Instandhaltungstrupps samt Material zu den Querschlägen in den Tunnels transportiert. So wird zusätzlich zu den standardmäßig eingeplanten Trainings, optimales Handling des Fahrzeugs durch das Bedienpersonal gewährleistet.  Die Montagearbeiten haben 2022 begonnen, aktuell erfolgen Funktionstests und 2024 startet das Zulassungsverfahren.  https://youtu.be/ZliMvyNrOlQ