ÖBB: Umstellung auf leise Güterwaggons ist weit fortgeschritten Demonstrationsfahrt in Krumpendorf zeigt Unterschied zwischen leisen und lauten Waggons, Maßnahmen zur Reduktion von Schall-Immissionen greifen (Krumpendorf, 16. Mai 2022) – Die ÖBB arbeiten gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Politik daran, auf vielen Ebenen den Bahnbetrieb leiser zu machen. Neben technischen Weiterentwicklungen, dem Bau von Schallschutzwänden oder der Verbesserung von Gleisanlagen ist auch die Modernisierung der Züge und Waggons ein wesentlicher Beitrag zu dem Ziel, die Schall-Imissionen für die Anrainer:innen an den Strecken immer weiter zu reduzieren. Mit einem Medientermin heute in Krumpendorf, der Fahrt eines Güterzugs mit 8 leisen und 8 lauten Waggons mit 100 km/h, zeigten die ÖBB, welchen Unterschied die Umstellung von lauten auf leise Güterwaggons macht. In Österreich ist die Umstellung schon weit fortgeschritten. 2021 waren an der Wörthersee-Strecke – auf der verschiedene nationale und internationale Eisenbahnverkehrsunternehmen verkehren - bereits 83% der Güterwaggons leise. Bis Ende 2024 dürfen aufgrund der EU-Richtlinie TSI Noise nur mehr leise Waggons auf den Hauptstecken wie am Wörthersee fahren. Die ÖBB Rail Cargo Group hat in Österreich schon heute fast nur mehr leise Waggons im Einsatz. Komplettumstellung laute auf leise Güterwaggons reduziert Lärm um rund 50 Prozent Internationale Erfahrungen zeigen, dass die Komplettumstellung von 100% lauten auf 100% leise Güterwaggons eine Reduktion des direkt an der Strecke gemessenen Vorbeifahrtspegels von rund 10 dB bringt. Das entspricht etwa der Halbierung des wahrgenommenen Lärms. Franz Hammerschmid, Geschäftsbereichsleiter ÖBB-Infrastruktur AG: „Durch die Umstellung auf leise Güterwaggons reduzieren wir die Schall-Imissionen nachhaltig für die Anrainer:innen an der Strecke. Zusammen mit baulichen Maßnahmen wie die Errichtung von Schallschutzwänden, Investitionen in die Gleisanlagen oder gezieltes Schienenschleifen, haben wir in den letzten Jahren nachweislich die Schall-Imissionen am Wörthersee verringert und setzen diesen Weg auch weiter fort. Wir verstehen die Sorgen von Teilen der Bevölkerung, dass nach 2025 mehr Güterverkehr auf der Bahn fahren wird. Wir ersuchen in der Debatte aber auch dringend um Sachlichkeit, es werden immer wieder Zahlen veröffentlicht, die Angst machen und absolut nicht stimmen. Wir stellen uns gerne jeder Diskussion, aber bitte auf Basis von Fakten. Nach 2025 fahren entsprechend den derzeitigen Prognosen rund 97 Güterzüge am Tag am Wörthersee, kolportierte Zahlen die weit mehr als das Doppelte dessen angeben, sind auf dieser Strecke gar nicht möglich.“ Peter Kaiser, Landeshauptmann von Kärnten: „Die Umrüstung auf leise Güterwaggons ist ein wichtiger und richtiger, längst notwendiger Schritt. Lärm macht krank, und daher ist jede Maßnahme, die den Güterbahnlärm reduziert zu begrüßen. Im Namen der Anrainerinnen und Anrainer bedanke ich mich bei den ÖBB für ihre Bemühungen. Ein umfassender Schutz vor Güterbahnlärm wird letzten Endes nur mit einer eigenen Güterbahntrasse, wie wir sie seitens des Landes und im Einklang mit der Tourismuswirtschaft sowie den Bürgerinitiativen fordern, zu erreichen sein. Daher bleibt diese Forderung an die Bundesregierung, zum Schutz von über 200.000 Menschen im Kärntner Zentralraum weiterhin aufrecht.“ Früher kamen vor allem („laute“) Grauguss-Bremsen bei den Güterwaggons zum Einsatz. Diese haben allerdings den Nachteil, dass sie beim Bremsvorgang die Räder aufrauen. Die neu entwickelten Flüsterbremsen mit Verbundstoff-Bremsbelägen tun dies nicht und helfen daher, die Rollgeräusche der Waggons zu reduzieren. Durch den vom Land Kärnten im Jänner 2021 beschlossenen Lärmschutzfonds können weitere Schutzmaßnahmen an der Bahn umgesetzt werden, bzw. mittels schalltechnischer Untersuchungen neue Verbesserungen für die Bevölkerung erarbeitet und dann umgesetzt werden. Die Fotos stehen mit dem Fotohinweis ÖBB/ChrisZenz zur Verfügung. Bereits umgesetzte Maßnahmen zur Schall-Immissionsreduktion an der Wörthersee-Strecke: Errichtung von 32 km Schallschutzwänden seit 1996 Fensterförderung für 1.128 Schallschutzfenster (23% der möglichen Förderungen wurden abgeholt) Gezieltes Schienenschleifen und verstärkte Investitionen in die bestehende Bahninfrastruktur (Gleisanlagen) zur Reduktion von Schall-Emissionen Modernisierung des Zugmaterials, damit verbunden Reduktion von Schall-Immissionen für die Anrainer:innen Ab Ende 2024 dürfen nur mehr leise Güterwaggons auf der Strecke fahren. Hintergrund-Fakten: Von 2008 bis 2019 ist der Bahn-Güterverkehr an der Wörthersee-Strecke um 1,3% gestiegen (Anzahl Güterzüge). In der Nacht (22:00 bis 06:00 Uhr) gab es einen Rückgang um -6,5%. Seit 2020 ist ein weiterer Rückgang aufgrund von Covid zu verzeichnen. Messbericht 2021 (Velden): Beurteilungspegel (Nacht, alle Züge) von 48 auf 46 dB gesunken, Vorbeifahrtspegel Güterzüge von 88 auf 87 dB gesunken (Vergleich 2021 zu 2020). Es werden keine geltenden Grenzwerte überschritten, sondern aufgrund der Maßnahmen immer deutlicher unterschritten. Begriffs-Erklärungen: Als Schall-Emissionen wird die Aussendung von Schall durch eine Schallquelle bezeichnet (also z.B. Zug am Gleis oder LKW auf der Straße) Als Schall-Immissionen bezeichnet man die einwirkenden Geräusche, die an einer bestimmten Stelle ankommen, also z.B. beim Ohr des Menschen. Schall-Immissionen werden in der Regel (z.B. bei Lärmkarten) berechnet, aufgrund nationaler und /oder internationaler Vorschriften und Normen, welche wiederum als wissenschaftlich fundierte Grundlagen von Expert:innen über Jahrzehnte entwickelt worden sind. Der Vorbeifahrtspegel ist der energiemäßig gemittelte Schalldruckpegel während einer Zugvorbeifahrt im Nahbereich der Strecke (Bahnschall-Messstation in Velden 7,5m von der Gleisachse). Der Beurteilungspegel gilt als Maß für die Belästigung und bezieht sich auf Anzahl, Dauer und Höhe aller Vorbeifahrtsgeräusche über einen definierten Zeitraum (z.B. Jahresdurchschnitt, unterteilt in Tag- und Nachtpegel wobei Nacht von 22:00 – 6:00 Uhr ist). Beurteilungspegel bzw. Lärmindizes sind international anerkannte Vergleichsgrößen. Für die Lärmkartierung ist es üblicherweise ein Jahresdurchschnitt, womit langfristige Auswirkungen am besten beschrieben werden können. Im Gegensatz zu kurzfristen Schallspitzen, die jederzeit und überall auftreten können (heulender Motor, schreiendes Kind, Notbremsung etc.).