Meilenstein: Dachgleiche am neuen ÖBB Kraftwerk Obervellach II (Mallnitz/Obervellach, 16. Dezember 2021) Nachdem die Kraftwerksanlagen Obervellach I und Lassach am Ende ihrer technischen Lebensdauer angekommen sind, wird inzwischen seit mehr als 12 Monaten im Gemeindegebiet von Mallnitz und Obervellach intensiv gebaut. Mit der dieser Tage erfolgten „Dachgleiche“, ist ein wichtiger Meilenstein im Projekt erreicht: der Rohbau des neuen Krafthauses ist plangemäß abgeschlossen worden. Die Dachkonstruktion wurde aus regionalem Holz von einem Kärntner Unternehmer hergestellt und geliefert. Auch die Arbeiten am großen Ausgleichsbecken, das künftig eine wichtige Regulierungsfunktion während des Kraftwerkbetriebs einnehmen wird, sind bereits weit fortgeschritten. Bis zum Jahr 2024 entsteht mit dem Bau des Kraftwerks Obervellach II eine komplett neue, unabhängige Kraftwerksanlage – die ÖBB investieren rund 180 Mio. Euro in das Projekt. Rückblick – Ausblick „Es wird derzeit gleichzeitig am Hochbau des Krafthauses, im Untertagebau sowie an den peripheren Kraftwerksanlagen selbst gearbeitet“, freut sich der für den Bau verantwortliche ÖBB-Projektleiter Christian Höss. Rund 200 Arbeiter und Mineure arbeiten aktuell teils im Mehrschichtbetrieb in den Tunnel und Stollen sowie den obertägigen Bauabschnitten zwischen Mallnitz und Obervellach. Insgesamt werden drei Wasserfassungen (Mallnitz-, Dösen- und Kaponigbach), ein ca. 4 km langer Triebwasserstollen, ein 50 Hz – Kleinwasserkraftwerk in Kaponig sowie ein Speicherstollen mit einem Fassungsvermögen von 60.000m³ gebaut. Zukünftig wird die neue Druckrohrleitung mit 1,80m Durchmesser, durch welche das Wasser zum Kraftwerk gelangt, anders als bisher, unterirdisch verlegt sein und wesentlich zur Verschönerung des Ortsbildes beitragen. Das Herzstück des Projektes bildet das neue Krafthaus, mit seinem ebenfalls 60.000m³ fassenden Ausgleichsbecken im Gewerbegebiet von Obervellach. Der Damm des Beckens wurde aus aufbereitetem Material, gewonnen im Tunnelvortrieb, hergestellt. Somit können externe Materiallieferungen minimiert werden und Teile des Tunnelausbruchsmaterials sinnvoll weiterverwendet werden. „Die zwei, auf den modernsten Stand der Technik ausgerüsteten Bahnstrommaschinensätze, werden zukünftig gemeinsam mit dem 50 Hz Kleinwasserkraftwerk eine Energie von ca. 125 Gigawattstunden pro Jahr erzeugen. Dies entspricht ca. 30.000 Railjetfahrten von Villach nach Wien. Damit kann die nachhaltige Energieerzeugung für die Eisenbahn in Österreich – am Standort Obervellach - gegenüber heute um mehr als 35 % gesteigert werden“, erzählt der Ausrüstungskoordinator Christoph Sailer stolz. Gebaut wird noch bis Herbst des Jahres 2023, danach folgt der Probebetrieb, welcher mit Anfang 2024 in den Regelbetrieb übergehen soll. Der insgesamt 3.800 Meter lange Triebwasserstollen ist bereits zu 2/3 ausgebrochen, der Speicher- und der Schrägstollen mit knapp 800 Metern ist über die Hälfte aufgefahren. Mit dem Abschluss der Ausbrucharbeiten wird im Frühjahr 2022 gerechnet. Ökologische Ausgleichsfläche entwickelt sich zu Naturjuwel Mit dem Bau des Kraftwerks Obervellach II leisten die ÖBB einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele. Damit Eingriffe in die Natur so schonend wie möglich bleiben, steht der Umweltaspekt bei den ÖBB auf einer Ebene mit der Wirtschaftlichkeit und Sicherheit. Die Umsetzung jedes Bauvorhabens ist ohne Beanspruchung von Naturflächen nicht möglich. Deshalb wurde im Zuge der Bauarbeiten für das Kraftwerk Obervellach II ein rund 2,3 Hektar großes Areal an der Möll als wasserbauliche und ökologische Ersatz- und Ausgleichsmaßnahme umgesetzt. Neben der Aufweitung des rechten Möll Ufers, der Uferstrukturierung, der Freilegung eines verlandeten Nebenarms, wurde auch ein mehrere hundert Quadratmeter großes Stillgewässer angelegt sowie ein verwachsener Auwald wieder in seinen ursprünglichen Zustand renaturiert. Genaue Bepflanzungspläne und eine Vielzahl von ökologischen Begleitmaßnahmen sorgten dafür, dass sich bereits ein prächtiges Naturgebiet entwickeln konnte, das wertvollen Lebensraum für Flora und Fauna bietet. Im Auwaldbereich finden Wild, Kleinsäugetiere wie z.B. Mauswiesel und Spitzmäuse, Amphibien (Grasfrösche, Erdkröten) sowie Vögel (Wasseramsel, Pirol) ein geschütztes Refugium.