"Wasser marsch" für modernisierte ÖBB-Ökostromzentrale im Ländle (Bludenz, 22.10.2021) – In den Jahren 1919 bis 1925 wurde das Kraftwerk Spullersee von den ÖBB als Bahnstromkraftwerk errichtet. Nach fast 100 Jahren verlässlicher, nachhaltiger und umweltfreundlicher Stromerzeugung, waren wesentliche Teile der Anlage am Ende ihrer technischen und wirtschaftlichen Lebensdauer angelangt. Damit eine effiziente Gewinnung der Energie für den nachhaltigen Antrieb der Züge auch für die Zukunft sichergestellt ist, haben die ÖBB ihr Kraftwerk Spullersee in den vergangenen beiden Jahren beim größten Umbau in seiner Kraftwerksgeschichte, auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Trotz COVID-19 und aller damit verbundenen Vorgaben zum Schutz der Gesundheit und Sicherheit aller am Umbau Beteiligten, konnten die herausfordernden Arbeiten im vorgegebenen Zeitplan abgeschlossen werden. Mit dem heutigen Neustart im Beisein von Landeshauptmann Markus Wallner, Landesrat Johannes Rauch, ÖBB-Infrastruktur Vorstand Johann Pluy sowie der drei Bürgermeister der Standortgemeinden, Martin Burtscher, Dalaas, Stefan Jochum, Lech und Florian Morscher, Klösterle, wurde die modernisierte ÖBB-Ökostromzentrale in Vorarlberg feierlich für die nachhaltige und umweltfreundliche Stromerzeugung eröffnet. Insgesamt haben die ÖBB in die Modernisierung des Kraftwerks Spullersee rund 31 Millionen Euro investiert.   100 Prozent erneuerbare Energie aus Österreich Durch seine bauliche Auslegung ist das Kraftwerk in der Lage, gemeinsam mit dem Kraftwerk Braz, bei Bedarf die Bahnstromversorgung in ganz Vorarlberg sicherzustellen. Die moderne Ökostromzentrale kann Lastspitzen aus dem Bahnstromnetz ausregeln und dient zudem der Stabilität des ÖBB-Stromnetzes. Das Kraftwerk Spullersee produziert also nicht nur 100 Prozent erneuerbare Energie aus Österreich, sondern fungiert darüber hinaus auch als Motor für die regionale Wirtschaft. In der Region West (Tirol und Vorarlberg) betreiben die ÖBB neben Braz und Spullersee noch das Kraftwerk Fulpmes an der Ruetz im Stubaital. Diese drei Kraftwerke produzieren jährlich rund 220.000 Megawattstunden (MWh) Strom. Der Verbrauch der ÖBB in den beiden westlichsten Bundesländern liegt dem gegenüber bei rund 275.000 MWh, was einem Jahresverbrauch von rund 55.000 Haushalten entspricht. Rund 80 Prozent der benötigten Energie erzeugen die ÖBB damit in der Region selbst, der Rest wird von Partnerkraftwerken und von der ÖBB Kraftwerksgruppe Stubachtal bezogen.   Dass das modernisierte ÖBB-Kraftwerk Spullersee einen deutlichen Mehrwert im Bezug auch Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Energie darstellt, waren sich alle Ehrengäste bei der heutigen Eröffnung unisono einig:   Landeshauptmann Markus Wallner: „Die ÖBB haben rund 31 Millionen Euro in die Revitalisierung des Kraftwerks Spullersee investiert. Diese Investition war zum einen wichtig, um eine langfristige und umweltfreundliche Energiegewinnung für den Zugverkehr in Vorarlberg zu gewährleisten. Für das Land Vorarlberg war aber auch besonders wichtig, dass von diesen Investitionen, die hier von den ÖBB getätigt wurden, größtenteils Betriebe aus der Region profitiert haben, denn das kommt wiederum der heimischen Wirtschaft zugute. Zudem leisten die ÖBB damit einen wichtigen Beitrag für die Erreichung der Energieautonomie in unserem Land. Mit der Energieautonomie Vorarlberg hat sich die Landesregierung eine zukunftsfähige und nachhaltige Energieversorgung zum Ziel gesetzt. Bis zum Jahr 2050 sollen sich der Energieverbrauch und die Energieerzeugung aus heimischen erneuerbaren Energieträgern in Vorarlberg die Waage halten.“   Landesrat Johannes Rauch: „Zum Erreichen der Klimaziele und zur Umsetzung der Energieautonomie+ braucht es die Forcierung nachhaltiger und umweltfreundlicher Mobilität. Daher haben wir in Vorarlberg, gemeinsam mit unserem Partner ÖBB, in den vergangenen Jahren das Angebot auf der Schiene und beim Bus stark ausgebaut. Ein weiterer wichtiger Beitrag ist die Art der Energiegewinnung. Mit der Modernisierung des Kraftwerks Spullersee sorgen die ÖBB langfristig dafür, dass die Züge auch künftig mit 100 Prozent erneuerbarer Energie aus Österreich über Vorarlbergs Schienen rollen und damit einen wichtigen Beitrag für den Umwelt- und Klimaschutz in unserem Land leisten.“   ÖBB-Infrastruktur Vorstand Johann Pluy: „Als das größte Klimaschutzunternehmen Österreichs verstehen sich die ÖBB als Teil der Lösung im Kampf gegen den Klimawandel. Insgesamt betreiben wir in Österreich 9 Wasserkraftwerke, 7 Frequenzumformer und zudem seit 2015 das weltweit erste 16,7-Hz-Bahnstrom-Solarkraftwerk im östlichen Niederösterreich. Noch in diesem Jahr werden wir weitere Photovoltaikanlagen, wie bereits am Bahnhof Hohenems erfolgreich umgesetzt, für die Stromversorgung der Bahn in Betrieb nehmen. Am Beispiel Kraftwerk Spullersee stellen wir unter Beweis, dass Klimaschutz unsere Kompetenz ist. Wir nutzen die Kraft des Wassers, um auch in Zukunft die effiziente Stromproduktion aus umweltfreundlicher, heimischer Energie für nachhaltige und klimafreundliche Mobilität zu gewährleisten. Durch die Versorgung mit 100 % grünem Bahnstrom ist die ÖBB-Infrastruktur AG, eine der umweltfreundlichsten Eisenbahn-Infrastrukturbetreiber in Europa.“   Bürgermeister Martin Burtscher (stellvertretend für alle Standortgemeinden): „Wir müssen künftig noch mehr Menschen zum Umstieg auf die umweltfreundliche Bahn überzeugen. Daher ist es wichtig, dass auch die Rahmenbedingungen stimmen. Mit der Modernisierung des Kraftwerks Spullersee zeigen die ÖBB einmal mehr, dass sie es mit dem Klima- und Umweltschutz sehr ernst nehmen und wichtige Dinge auch in die Tat umsetzen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist natürlich, dass auch unsere drei Standortgemeinden von den hier getätigten Investitionen sowie den damit gesicherten Arbeitsplätzen in der Region profitieren.“   Überblick über die durchgeführten Arbeiten Zugangstunnel / Seeentleerung / Tausch altes Stollenrohr: Im Winter 2019/20 wurden der rund 480 Meter lange Zugangstunnel als Teil des neuen Ausrüstungskonzepts ausgebrochen. Parallel zu diesen Arbeiten wurde Anfang Jänner 2020 der Speicher Spullersee kontrolliert bis auf den ursprünglichen Seespiegel entleert. Im Rahmen dieser Seeentleerung wurde auch eine neue, seeseitige Apparatekammer ausgebrochen sowie wichtige maschinenbauliche Anlagen wie zwei neue notschlusstaugliche Absperrklappen eingebaut. In einer Zwischenbetriebsphase von Mai bis Juni 2020 wurde das Schmelzwasser im Einzugsgebiet des Speichers abgearbeitet. Zum Schutz der Arlbergbahnstrecke vor den Bauarbeiten wurde bereits im Vorfeld (Oktober 2019) eine Schutzeinhausung errichtet. Im Schutz dieser Einhausung wurden der neue, 8 Tonnen schwere, Kabelkran errichtet. Zudem erfolgte der Abtrag der alten Betriebsseilbahn und der drei Druckrohrleitungen. Mitte Mai 2020 wurde die Einlaufklappe geschlossen und das alte Stollenrohr aus Stahl aus dem Jahr 1924 auf der gesamten Länge von 1.750 Meter durch ein neueres größeres GFK Rohr ersetzt.   Alte Druckrohrleitungen wurden durch erdverlegtes Stahldruckrohr ersetzt: Im Zuge der Anfang Juli 2020 gestarteten Hauptarbeiten wurde anstelle der früheren drei Druckrohrleitungen ein neues, 1.460 Meter langes, erdverlegtes Stahldruckrohr errichtet. Dieses Stahlrohr hat einen Durchmesser von 1.100 mm und Wanddicken bis zu 25 mm. Für die Spezialisten waren diese Arbeiten höchst herausfordernd, da sie im bis zu 40° steilen Gelände, Sommer wie Winter durchgeführt werden mussten. Die Arbeiten an der Druckrohrleitung wurden im Mai 2021 abgeschlossen. Im Anschluss daran konnte das Kraftwerk Spullersee mit 36 Megawatt (MW) Ausbauleistung in den Probebetrieb gehen.     ZAHLEN / DATEN / FAKTEN – Modernisierung ÖBB-Kraftwerk Spullersee Start Vorarbeiten: August 2019 Start Hauptarbeiten: Juli 2020 Fertigstellung: Dezember 2021 Kosten: rund 31 Mio. Beitrag KW Spullersee nach der Standortoptimierung: 12% an der ÖBB-eigenen Regelleistung (36 MW Regelleistung) 100% der Bahnstromversorgung der ÖBB werden aus erneuerbarer Energie (großteils aus heimischer Wasserkraft) gedeckt