Lokalaugenschein am Testgelände der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) in Görlitz Am 9. und 10. Juni besuchten Vertreter:innen der Gewerkschaften vida (Österreich), EVG (Deutschland) und SEV (Schweiz), entsendet durch die Europäische Transportarbeiter-Föderation (ETF) das Testgelände in Görlitz (DE). Ziel ist es Erfahrungen und Bewertungen durch die Praktiker:innen – Verschieber:innen, Lokführer:innen und Wagenmeister:innen – für die weitere Arbeit zum Thema einzuholen. Am Folgetag wurde das Testgelände durch das European DAC Delivery Programme (EDDP) Management in Vertretung durch Jens Engelmann (railiable) und weiteren internationalen Programmbeteiligten wie DB, SNCF, ÖBB und UIC – geladen von DAC4EU – besucht. Das von Shift2Rail ermöglichte European DAC Delivery Programme (EDDP) bietet eine einzigartige europäische Plattform für eine solche Zusammenarbeit und Kooperation. Dabei wurden die Tests der verschiedenen DAK-Prototypen am Gelände des TÜV Süd in Augenschein genommen, die bereits kurz vor ihrem Abschluss stehen und in den kommenden Monaten die Entscheidungsgrundlage für ein Design liefern. Jens Engelmann, EDDP Co-Programme Manager, zeigte sich ausgesprochen beeindruckt von den professionell durchgeführten und umfangreichen Testungen der DAK-Prototypen, die die Basis für die im Jahr 2021 vorgesehene Entscheidung bilden. Er bedankte sich beim europäischen Konsortium DAC4EU, vor allem mit den engagierten Expert:innen vor Ort, die die DAK-Prototypen in einem ausführlichen Testprogramm auf Funktionalität und Verlässlichkeit prüfen und damit einen entscheidenden Beitrag leisten, um europaweit die Voraussetzungen für die Automatisierung und Digitalisierung des Schienengüterverkehrs zu schaffen. Mark Topal-Gökceli, EDDP Programme Manager & CTO der ÖBB, hielt nach diesen ereignisreichen Tagen fest, er sehe den Mehrwert des EDDP besonders in der integrativen Programmstruktur, die durch weitere Stakeholder an Wirkungskraft gewinnt. In diesem Sinne sieht er einer konstruktiven Zusammenarbeit mit Vertreter:innen der Gewerkschaften positiv entgegen, vor allem begründet durch das neue Mitglied im EDDP Supervisory Board - Mr Alexander Lovell (EVG, Deutschland) nominiert durch ETF. Marco Hörtenhuber-Stuhl, Vertreter der vida und Mitglied in der Arbeitsgruppen der ETF zeigt sich erfreut, dass in der technischen Entwicklung der einzelnen Kupplungsvarianten bereits eine hohe Funktionalität erreicht werden konnte. Aus heutiger Sicht waren die Rahmenbedingungen nie so gut wie aktuell, die Umsetzung der digitalen automatischen Mittelpufferkupplung auf breiter europäischer Ebene tatsächlich stemmen zu können. Allerdings bedarf es noch großer Anstrengung aller Beteiligten, die Beachtung finden müssen, nicht zuletzt auch der Umsetzung der Forderungen der Gewerkschaften, um die Kupplung zu einem sicheren Arbeitsmittel der Zukunft zu machen. Tests liefern die Entscheidungsgrundlage Mit Oktober 2020 wurde das Testprogramm für die Digitale Automatische Kupplung (DAK) im Schienengüterverkehr gestartet. In einem eng getakteten Zeitplan werden die vier Prototypen der Firmen Dellner, Voith, CAF und Wabtec/Faively 440 Einzeltests unterzogen, wobei die technischen Anforderungen in verschiedenen Testszenarien erprobt werden. Nach Abschluss der Tests werden die Ergebnisse ein wesentlicher Bestandteil der Entscheidung sein, welches DAK-Design für den Rollout in Europa ausgewählt wird. Mit Ende Juni sollen die Tests schließlich abgeschlossen und auf europäischer Ebene im Rahmen des Shift2Rail-European DAC Delivery Programme eine Entscheidung getroffen werden. Um mit der favorisierten Kupplung mehr Betriebserfahrung zu sammeln, wird anschließend ein sogenannter Demonstratorzug durch Europa fahren. Bis 2030 sollen Züge in ganz Europa mit der neuen Technologie ausgestattet sein und dazu beitragen die Attraktivität und Produktivität des Schienengüterverkehrs europaweit zu steigern. Die Revolution im Schienengüterverkehr Die Digitale Automatische Kupplung ist ein Meilenstein, um den Schienengüterverkehr in Europa wettbewerbsfähiger zu machen: Sie sorgt nicht nur dafür, dass das Kuppeln einfacher und sicherer wird, sondern auch effizienter. Europa ist der letzte Kontinent, der noch kein automatisches Kupplungssystem nutzt. Allerdings soll es der erste Kontinent mit einem Digitalen Automatischen Kupplungssystem werden. Das Besondere der DAK ist, dass der Kupplungsvorgang automatisch vollzogen wird. Darüber hinaus wird bei der DAK erstmalig durchgängig Strom am Wagen sichergestellt und eine konsistente Datenverbindung hergestellt. Dies ermöglicht den Wagen zukünftig untereinander und mit dem Triebfahrzeug zu kommunizieren und schafft damit die Voraussetzung für die Automatisierung und Digitalisierung des Schienengüterverkehrs in ganz Europa. European DAC Delivery Programme Das von Shift2Rail ermöglichte European DAC Delivery Programme (EDDP) ist eine einzigartige Plattform, die sich der erfolgreichen Implementierung der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) widmet, um den Schienengüterverkehr in Europa zu revolutionieren. Das Projekt basiert auf einem offenen Kooperationskonzept und vereint ein breites Spektrum von Einrichtungen aus Eisenbahnverkehrsunternehmen, Infrastrukturbetreibern und Wagenhaltern sowie der Eisenbahn-Zulieferindustrie, für die Instandhaltung zuständigen Stellen, betroffenen Branchenorganisationen, Eisenbahnforschungseinrichtungen sowie nationalen und europäischen politische Institutionen. Ziel ist die Bereitstellung einer europäischen DAK-Lösung durch ein integriertes gemeinsames Programm, das auf R&I-Ergebnissen und Pilotprojekten aufbaut und die notwendigen Maßnahmen für eine schnelle, technisch und wirtschaftlich durchführbare europaweite Einführung sicherstellt. Shift2Rail Joint Undertaking Das Shift2Rail Joint Undertaking (S2R JU) trägt zu intelligentem und nachhaltigem Wachstum bei, indem es innovative Lösungen entwickelt, um Eisenbahnsysteme der Zukunft für Personen- und Güterverkehr zu schaffen. Das im Rahmen des Horizon 2020 Programm der Europäischen Union finanzierte Shift2Rail JU, geht auf die sich wandelnden Bedürfnisse der EU-Bürger:innen ein, zielt auf die Lebenszykluskosten und die Effizienz von Bahnsystemen ab und entwickelt die notwendigen Technologien, um den einheitlichen europäischen Eisenbahnraum zu verwirklichen und so zu einer klimaneutralen Europäischen Gesellschaft beizutragen. Das S2R R&I Programm konzentriert sich auf Demonstrationsaktivitäten und die Verbreitung relevanter Ergebnisse für Markteinführung, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Eisenbahnindustrie zu fördern und gleichzeitig einen Multiplikatoreffekt der EU-Mittel zu erzielen. Das europäische Konsortium DAC4EU Das Konsortium DAC4EU, bestehend aus dem Konsortiumsleader DB AG, den Güterbahnen ÖBB Rail Cargo Group, DB Cargo und SBB Cargo sowie den Wagenhaltern Ermewa, GATX Rail Europe und VTG testet im Auftrag des deutschen Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) mehrere Prototypen Digitaler Automatischer Kupplungen verschiedener Hersteller. Die Testergebnisse des Konsortiums sollen mit einfließen in die durch das EDDP zu treffende Auswahlentscheidung für einen einheitlichen Kupplungstyp in Europa. Mit Juni 2020 hat das Konsortium seine Arbeit aufgenommen. Das deutsche BMVI finanziert das Projekt in der Projektlaufzeit von zweieinhalb Jahren mit rund 13 Millionen Euro. Bis 2030 sollen Züge in ganz Europa mit der neuen Technologie ausgestattet sein und dazu beitragen, dass der Schienengüterverkehr eine wesentliche Rolle im europäischen Mobilitätssystem der Zukunft spielt. Weitere Informationen auf www.dac4.eu Rail Cargo Group: Güterverkehr der ÖBB Als führender Bahnlogistiker in Europa gestalten wir die Branche. 365 Tage im Jahr – 24 Stunden am Tag. In Europa bis nach Asien. Wir verbinden Menschen, Unternehmen und Märkte – von der ersten bis zur letzten Meile. Unsere 9.393 Mitarbeiter:innen in 18 Ländern aus 34 Nationen ermöglichen es, dass wir jährlich 460.000 und damit täglich rund 1.260 Züge sicher an ihr Ziel bringen. Mit unseren effizienten End-to-end-Logistiklösungen transportieren wir jedes Jahr 95 Millionen Nettotonnen. Mit einem Schienenanteil von 28,2 % am Gesamtgüteraufkommen in Österreich sind wir Spitzenreiter in Europa und sparen österreichweit jährlich rund 1,1 Millionen Tonnen CO2. Operative Leitgesellschaft der Rail Cargo Group ist die Rail Cargo Austria AG.